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Zu wenig zum Leben, und zum Sterben auch - Lokalnews - Augsburger AllgemeineErsatzvornahme: Hinter diesem kalten Wort verbirgt sich eine erschütternde Tatsache. Ersatzvornahme bedeutet, dass ein Mensch, für dessen Beerdigung kein Geld da ist, von der Stadt bestattet wird, im Reihengrab oder einer Urne. 1500 Euro kostet das, 160 Tote finden so in Augsburg jedes Jahr ihre letzte Ruhestätte - vorher fristeten viele ein trauriges Dasein.
Gestern stellten Wohlfahrtsverbände den fünften Augsburger Armutsbericht vor. Armut breitet sich aus. 1996 galt in Bayern jeder Zehnte als arm, das waren in Augsburg 26 000 Menschen, jetzt ist es jeder Achte, das sind 30 000 Menschen. Aufgrund der prekären Situation in unserer Stadt ist die Dunkelziffer allerdings viel höher.
Zwei Faktoren verschlimmern die Lage: Hartz IV und die Wirtschaftskrise. Regina Hinterleuthner von der Caritas: „Durch Hartz IV hat sich die Situation der Armen deutlich verschlechtert.“ Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Das sind bei einem Alleinstehenden 781 Euro. Laut Sozialgesetzbuch bekommt er in Augsburg 736 Euro Hartz-Leistungen, lebt somit selbst mit dem Höchstsatz unter dem Existenzminimum. Christine Sturm-Rudat (VdK ) berichtet: „Viele Menschen brechen in Tränen aus, wenn sie sehen, wie wenig Geld sie bekommen.“ Die Regelsätze seien zu niedrig, vor allem für Kinder.