Harzfünfer
Elo-User*in
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Ein Thema, welche ich schon längere Zeit mal ansprechen wollte.
Heute wurde ich hierzu aber durch folgenden Thread inspiriert, mal damit anzufangen:
Ich war ja auf einem Gymnasium, und dort waren schon irgendwie sehr viele Leute, die man eher schon zur Oberschicht rechnen kann. Kinder von Anwälten, Lehrern, Geschäftsleuten. Gerade wenn ich darüber mehr nachdenke, waren die dort reichlich überrepräsentiert. Und das sind halt Leute, die auch keine regulären Arbeitnehmer sind, sozial quasi über denen stehen. Halt Leute, die selbst Unternehmer/Arbeitgeber sind, oder (Solo)selbständig, oder Beamte, die ja auch so gut wie ausgesorgt haben. Oder halt solche Berufe wo man auch so ähnlich wie selbständig ist aber vielleicht nicht ganz so wie ein Unternehmer. Also neben Anwälten z.B. auch Ärzte.
Das schlug sich natürlich auf die dort herrschenden politischen Ansichten und gesellschaftlichen Vorstellungen nieder, und ich war dort schon per se ein Außenseiter aufgrund meiner für dortige Verhältnisse ungewöhnlichen Herkunft.
Ich muss dort in meiner Klasse der ärmste Schüler gewesen sein. Nur später kam mal einer hinzu, dessen Mutter alleinerziehend war und eben zwei Kinder noch zu versorgen hatte, der Vater war nicht in Deutschland. Die müssen auch ziemlich arm gewesen sein, er konnte sich z.B. mal eine Karte für eine Theatervorführung nicht leisten. Das war zwar keine Pflichtveranstaltung, sozusagen freiwillig, aber es gingen fast alle. Ich hätte das Geld dafür bekommen aber wollte da nicht hin. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob er dann wirklich hinging. Ich glaube irgendwer bezahlte ihm dann doch noch die Fahrkarte, und wenn es die Schule selbst war. Bin mir aber nicht sicher.
Also Armut ist auf Gymnasien schon ein großes Stigma.
Ich wüsste dort auch nicht von einem einzigen Mitschüler, weder aus meiner Klasse noch anderen, der aus einer "Hartz-IV-Familie" stammen würde. Ach so, die einzige Ausnahme sind Kinder von Flüchtlingen, die es dort mal gab, deren Eltern bekamen wahrscheinlich das Asylbewerberleistungsgeld oder so, was ja ähnlich wie Hartz IV ist. Davon habe ich aber nichts mitbekommen, kann nicht viel dazu sagen, wie sich das in sozialer Hinsicht ausgewirkt hat. Das war nur in anderen Klassen.
Ich hätte aber nicht auf eine Real oder Gesamtschule gewollt, die sind hier fast alle grottenschlecht, dort gibt es viel körperliche Gewalt, wenig Leistungsbewusstsein, und auch Drogenhandel im Schulumfeld, und lauter solche Sachen. Ich weiß das z.B. von einem älteren Cousin, der im Gegensatz zu seinen Geschwistern die Laufbahn Realschule und Handwerkerlehre eingeschlagen hat, und da ist es schon rauer zugegangen, u.a. deswegen ist der auch anders drauf als die Geschwister von ihm, welche auf dem Gymnasien waren und studiert haben. Die hatten dort auch teils nicht unerhebliche Probleme aufgrund der Herkunft aus einfachen, nicht so wohlhabenden Verhältnissen.
Bei mir und auch bei ihnen, war es aber am Gymnasium recht ruhig zugegangen, halt eher verbale Ausgrenzung, nur selten mal irgendwelche körperlichen Auseinandersetzungen, diese waren auch nicht so extrem. Dafür herrschte dort mehr so eine Arroganz und Eitelkeit, womit man aber noch leben konnte.
An den Schulen herrscht schon eine enorme soziale Segregation. Mir ist auch aufgefallen, dass die Kinder, deren Eltern "nur" Facharbeiter, einfache Angestellte oder so waren, also keines der Elternteile Akademiker, zum Großteil nach der Orientierungsstufe oder in der Mittelstufe das Gymnasium verlassen haben, verlassen mussten.
Ich habe diese Schüler aber auch ehrlich gesagt als nicht so motiviert wahrgenommen, naja, oder manches konnten sie halt nicht so gut.
Mein Vater , der Akademiker ist und Abitur hat, konnte mir anfangs noch viel helfen bei Fremdsprachen und sowas, bei Mathematik wurde es dann zunehmend schwieriger, da hat er gesagt, sowas hätten die gar nicht durchgenommen oder er konnte sich nicht erinnern. Die Lehrpläne ändern sich ja auch ein Stück weit über die Jahrzehnte.
Würde mich mal interessieren, wie ihr das so seht, in euerer Schulzeit (vielleicht ja schon länger her) oder eurem Umfeld so wahrgenommen habt bzw. ob ihr es auch so seht, dass das heute anders ist als vor ein paar Jahrzehnten.
So in den 60ern, 70ern, vielleicht auch noch 80ern, scheint das Bildungssystem sowie die gesellschaftlichen Schichten durchlässiger gewesen zu sein...
Heute wurde ich hierzu aber durch folgenden Thread inspiriert, mal damit anzufangen:
Ich war ja auf einem Gymnasium, und dort waren schon irgendwie sehr viele Leute, die man eher schon zur Oberschicht rechnen kann. Kinder von Anwälten, Lehrern, Geschäftsleuten. Gerade wenn ich darüber mehr nachdenke, waren die dort reichlich überrepräsentiert. Und das sind halt Leute, die auch keine regulären Arbeitnehmer sind, sozial quasi über denen stehen. Halt Leute, die selbst Unternehmer/Arbeitgeber sind, oder (Solo)selbständig, oder Beamte, die ja auch so gut wie ausgesorgt haben. Oder halt solche Berufe wo man auch so ähnlich wie selbständig ist aber vielleicht nicht ganz so wie ein Unternehmer. Also neben Anwälten z.B. auch Ärzte.
Das schlug sich natürlich auf die dort herrschenden politischen Ansichten und gesellschaftlichen Vorstellungen nieder, und ich war dort schon per se ein Außenseiter aufgrund meiner für dortige Verhältnisse ungewöhnlichen Herkunft.
Ich muss dort in meiner Klasse der ärmste Schüler gewesen sein. Nur später kam mal einer hinzu, dessen Mutter alleinerziehend war und eben zwei Kinder noch zu versorgen hatte, der Vater war nicht in Deutschland. Die müssen auch ziemlich arm gewesen sein, er konnte sich z.B. mal eine Karte für eine Theatervorführung nicht leisten. Das war zwar keine Pflichtveranstaltung, sozusagen freiwillig, aber es gingen fast alle. Ich hätte das Geld dafür bekommen aber wollte da nicht hin. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob er dann wirklich hinging. Ich glaube irgendwer bezahlte ihm dann doch noch die Fahrkarte, und wenn es die Schule selbst war. Bin mir aber nicht sicher.
Also Armut ist auf Gymnasien schon ein großes Stigma.
Ich wüsste dort auch nicht von einem einzigen Mitschüler, weder aus meiner Klasse noch anderen, der aus einer "Hartz-IV-Familie" stammen würde. Ach so, die einzige Ausnahme sind Kinder von Flüchtlingen, die es dort mal gab, deren Eltern bekamen wahrscheinlich das Asylbewerberleistungsgeld oder so, was ja ähnlich wie Hartz IV ist. Davon habe ich aber nichts mitbekommen, kann nicht viel dazu sagen, wie sich das in sozialer Hinsicht ausgewirkt hat. Das war nur in anderen Klassen.
Ich hätte aber nicht auf eine Real oder Gesamtschule gewollt, die sind hier fast alle grottenschlecht, dort gibt es viel körperliche Gewalt, wenig Leistungsbewusstsein, und auch Drogenhandel im Schulumfeld, und lauter solche Sachen. Ich weiß das z.B. von einem älteren Cousin, der im Gegensatz zu seinen Geschwistern die Laufbahn Realschule und Handwerkerlehre eingeschlagen hat, und da ist es schon rauer zugegangen, u.a. deswegen ist der auch anders drauf als die Geschwister von ihm, welche auf dem Gymnasien waren und studiert haben. Die hatten dort auch teils nicht unerhebliche Probleme aufgrund der Herkunft aus einfachen, nicht so wohlhabenden Verhältnissen.
Bei mir und auch bei ihnen, war es aber am Gymnasium recht ruhig zugegangen, halt eher verbale Ausgrenzung, nur selten mal irgendwelche körperlichen Auseinandersetzungen, diese waren auch nicht so extrem. Dafür herrschte dort mehr so eine Arroganz und Eitelkeit, womit man aber noch leben konnte.
An den Schulen herrscht schon eine enorme soziale Segregation. Mir ist auch aufgefallen, dass die Kinder, deren Eltern "nur" Facharbeiter, einfache Angestellte oder so waren, also keines der Elternteile Akademiker, zum Großteil nach der Orientierungsstufe oder in der Mittelstufe das Gymnasium verlassen haben, verlassen mussten.
Ich habe diese Schüler aber auch ehrlich gesagt als nicht so motiviert wahrgenommen, naja, oder manches konnten sie halt nicht so gut.
Mein Vater , der Akademiker ist und Abitur hat, konnte mir anfangs noch viel helfen bei Fremdsprachen und sowas, bei Mathematik wurde es dann zunehmend schwieriger, da hat er gesagt, sowas hätten die gar nicht durchgenommen oder er konnte sich nicht erinnern. Die Lehrpläne ändern sich ja auch ein Stück weit über die Jahrzehnte.
Würde mich mal interessieren, wie ihr das so seht, in euerer Schulzeit (vielleicht ja schon länger her) oder eurem Umfeld so wahrgenommen habt bzw. ob ihr es auch so seht, dass das heute anders ist als vor ein paar Jahrzehnten.
So in den 60ern, 70ern, vielleicht auch noch 80ern, scheint das Bildungssystem sowie die gesellschaftlichen Schichten durchlässiger gewesen zu sein...