klaus1233
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Arbeit über fünfzig
Reportage von gestern, dem 25.10.06 um 22:30 auf WDR
Autor: Von Marcus Weller Lilo Schulte, die private Arbeitsvermittlerin, sitzt schon im Flughafencafé. Die Bewerberin Natascha N., gerade fünfzig, zupft noch einmal die Frisur zurecht, dann geht's los. Die ehemalige Stewardess will nach zwölf Jahren "Vollzeitmutter" wieder arbeiten, und der Flughafen Köln-Bonn will wahrmachen, was oft behauptet wird: "Alte Eisen" sind wieder gefragt. Natascha N. bewirbt sich heute um einen Job im Abfertigungsbereich, sonst die Domäne der ganz Jungen.
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Die Sendung sollte wohl zeigen, dass es nicht nur theoretsch möglich ist, dass Ältere noch eine Arbeit finden. Inwieweit jetzt da getrickst wurde, um eine Reportage zusammen zu stricken, kann ich nicht sagen. Wenn ein journalistischer Arbeitsvermittler sich an einen Arbeitgeber wendet und sagt, wir wollen mit dem Fernsehen zeigen, dass auch Ältere noch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, wären sie geneigt, an dem Projekt mitzuwirken und Ältere einzustellen., dann ist das ja eine verfremdete Situation, die mit der Realität so nichts zu tun hat. Es fanden sich ein Flughafen und eine Möbelhaus bereit, Filmaufnahmen zuzulassen, immerhin ja auch eine kostenlose Werbung für das Möbelhaus. Was jetzt noch an Förderung dafür geflossen ist, blieb unklar.
Der Flughafen hatte 4-5 Stellen zu besetzen und bekam 14 Ältere vorselektierte als Vorschlag von der privaten Arbeitsvermittlerin. Eine ältere Frau, die wohl beim telefonischen Erstgespräch kurz angebunden gewesen ist, wurde von der Arbeitsvermittlerin regelrecht vorgeführt und abserviert. Eine öffentliche Entschuldigung genügte nicht, das Statement der Personalbeurteilung in die Kamera war negativ und beim Flughafen wurde sie auch noch schlecht gemacht. Schließlich wurde nur eine von den vierzehn ältern Kandidaten genommen, die so in den 40 war und noch jünger aussah. Hintergrund war, die hohe Fluktuation am Flughafen unter den vielen jungen Mitarbeiterinnen an Arbeitsplätzen, die speziell für jüngere Mitarbeiter ausgelegt waren, und die nun mit Älteren, die nicht mehr wechseln können und alles schlucken müssen, stabilisiert werden sollten.
Im Küchenstudie wurde vom Boss einem 55-jährigen alten erfahrenen Küchenverkäufer für sechs Monate eine Chance gegeben. Teure Küchen werden vielleicht eher von älteren Kunden gekauft, die gerne von einem vertrauenwürdigem älteren Herren bedient werden. Der Boss sagte sinngemäß, er brauche Fachkräfte, die Küchen verkaufen, wie alt die seien, sei ihm egal, Hauptsache erfolgreich. Im Vertrieb bei speziellen Produkten ist eventuell etwas möglich für Ältere. Der 55-jährige hatte wegen Depression seine letzte Arbeit verloren und ging nun offensiv damit um und erzählte es allen. Ob das im heutige Konkurrenzleben am Arbeitsplatz klug ist, sich gleich als Psycho direkt zu outen und dann noch den Makel des Alters zu haben, weiß ich nicht. Es wäre jetzt interessant, ob diese zwei Einzelbeispiele tatsächlich länger im Arbeitsmarkt verweilen. Gesagt wurde, dass die 5 vorne im Alter irgendwie abschrecke und es mit einer 4 leichter sei.
Was die private Arbeitsvermittlerin nun qualifzierte für die Vorselektion Ältere für den Arbeitsprozess tätig zu werden, blieb unklar. Arbeitsvermittler kann ja jeder werden mit Gewerbeschein. Sie hätte mehr den ganzen Menschen im Blick, hieß es. Witzig war einer von der Jobcenter/BA , der tönte, Ältere wäre ja nicht mehr so kreativ, festgefahren …, auf die Frage des Reporters, sie sind doch auch schon 50, sind sie weniger kreativ, festgefahren … kam er ins Schlucken und meinte dann nur noch, er wäre doch jetzt nicht mehr so fit wie mit 30. Also für sich selber wollen Ältere im Arbeitsprozess solche Vorurteile nicht gelten lassen, das gilt nur für Arbeitslose, von Alterssolidarität keine Spur. Vielleicht wollen solche damit nur von ihrem eigenen hohen Alter ablenken. Man könnte auch Fragen, ob Adenauer oder der Papst …
Beides waren Beispiele von Leuten, die wieder in ihren alten Beruf hinein kamen, große Erfahrung darin hatten und sich schnell hinein finden konnten. Da war keine Umschüler dabei, kein Absolvent von den ach so super tollen Qualifikationsangeboten der Jobcenter. Nut gemacht hat mir die Sendung eigentlich nicht. Neue Hoffnung und Perspektiven konnte ich für mich auch nicht daraus schöpfen. Und ob sich da ein Wandel anbahnt, Ältere wieder vermehrt einzustellen, wie öfter gefordert, bezweifele ich, solange ich da keine Daten habe. Dagegen sind Ältere gern in EEJ gesehen, da gibt es echt Nachfrage, weil sie wohl weniger Probleme machen, pflegeleichter sind, weniger murren.
Reportage von gestern, dem 25.10.06 um 22:30 auf WDR
Autor: Von Marcus Weller Lilo Schulte, die private Arbeitsvermittlerin, sitzt schon im Flughafencafé. Die Bewerberin Natascha N., gerade fünfzig, zupft noch einmal die Frisur zurecht, dann geht's los. Die ehemalige Stewardess will nach zwölf Jahren "Vollzeitmutter" wieder arbeiten, und der Flughafen Köln-Bonn will wahrmachen, was oft behauptet wird: "Alte Eisen" sind wieder gefragt. Natascha N. bewirbt sich heute um einen Job im Abfertigungsbereich, sonst die Domäne der ganz Jungen.
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Die Sendung sollte wohl zeigen, dass es nicht nur theoretsch möglich ist, dass Ältere noch eine Arbeit finden. Inwieweit jetzt da getrickst wurde, um eine Reportage zusammen zu stricken, kann ich nicht sagen. Wenn ein journalistischer Arbeitsvermittler sich an einen Arbeitgeber wendet und sagt, wir wollen mit dem Fernsehen zeigen, dass auch Ältere noch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, wären sie geneigt, an dem Projekt mitzuwirken und Ältere einzustellen., dann ist das ja eine verfremdete Situation, die mit der Realität so nichts zu tun hat. Es fanden sich ein Flughafen und eine Möbelhaus bereit, Filmaufnahmen zuzulassen, immerhin ja auch eine kostenlose Werbung für das Möbelhaus. Was jetzt noch an Förderung dafür geflossen ist, blieb unklar.
Der Flughafen hatte 4-5 Stellen zu besetzen und bekam 14 Ältere vorselektierte als Vorschlag von der privaten Arbeitsvermittlerin. Eine ältere Frau, die wohl beim telefonischen Erstgespräch kurz angebunden gewesen ist, wurde von der Arbeitsvermittlerin regelrecht vorgeführt und abserviert. Eine öffentliche Entschuldigung genügte nicht, das Statement der Personalbeurteilung in die Kamera war negativ und beim Flughafen wurde sie auch noch schlecht gemacht. Schließlich wurde nur eine von den vierzehn ältern Kandidaten genommen, die so in den 40 war und noch jünger aussah. Hintergrund war, die hohe Fluktuation am Flughafen unter den vielen jungen Mitarbeiterinnen an Arbeitsplätzen, die speziell für jüngere Mitarbeiter ausgelegt waren, und die nun mit Älteren, die nicht mehr wechseln können und alles schlucken müssen, stabilisiert werden sollten.
Im Küchenstudie wurde vom Boss einem 55-jährigen alten erfahrenen Küchenverkäufer für sechs Monate eine Chance gegeben. Teure Küchen werden vielleicht eher von älteren Kunden gekauft, die gerne von einem vertrauenwürdigem älteren Herren bedient werden. Der Boss sagte sinngemäß, er brauche Fachkräfte, die Küchen verkaufen, wie alt die seien, sei ihm egal, Hauptsache erfolgreich. Im Vertrieb bei speziellen Produkten ist eventuell etwas möglich für Ältere. Der 55-jährige hatte wegen Depression seine letzte Arbeit verloren und ging nun offensiv damit um und erzählte es allen. Ob das im heutige Konkurrenzleben am Arbeitsplatz klug ist, sich gleich als Psycho direkt zu outen und dann noch den Makel des Alters zu haben, weiß ich nicht. Es wäre jetzt interessant, ob diese zwei Einzelbeispiele tatsächlich länger im Arbeitsmarkt verweilen. Gesagt wurde, dass die 5 vorne im Alter irgendwie abschrecke und es mit einer 4 leichter sei.
Was die private Arbeitsvermittlerin nun qualifzierte für die Vorselektion Ältere für den Arbeitsprozess tätig zu werden, blieb unklar. Arbeitsvermittler kann ja jeder werden mit Gewerbeschein. Sie hätte mehr den ganzen Menschen im Blick, hieß es. Witzig war einer von der Jobcenter/BA , der tönte, Ältere wäre ja nicht mehr so kreativ, festgefahren …, auf die Frage des Reporters, sie sind doch auch schon 50, sind sie weniger kreativ, festgefahren … kam er ins Schlucken und meinte dann nur noch, er wäre doch jetzt nicht mehr so fit wie mit 30. Also für sich selber wollen Ältere im Arbeitsprozess solche Vorurteile nicht gelten lassen, das gilt nur für Arbeitslose, von Alterssolidarität keine Spur. Vielleicht wollen solche damit nur von ihrem eigenen hohen Alter ablenken. Man könnte auch Fragen, ob Adenauer oder der Papst …
Beides waren Beispiele von Leuten, die wieder in ihren alten Beruf hinein kamen, große Erfahrung darin hatten und sich schnell hinein finden konnten. Da war keine Umschüler dabei, kein Absolvent von den ach so super tollen Qualifikationsangeboten der Jobcenter. Nut gemacht hat mir die Sendung eigentlich nicht. Neue Hoffnung und Perspektiven konnte ich für mich auch nicht daraus schöpfen. Und ob sich da ein Wandel anbahnt, Ältere wieder vermehrt einzustellen, wie öfter gefordert, bezweifele ich, solange ich da keine Daten habe. Dagegen sind Ältere gern in EEJ gesehen, da gibt es echt Nachfrage, weil sie wohl weniger Probleme machen, pflegeleichter sind, weniger murren.