Soziologe Richard Senett „Wir müssen Europa zusammenhalten“
„Wir müssen Europa zusammenhalten“ Der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett über die soziale Verantwortung des Einzelnen, die feinen Unterschiede zwischen Sympathie und Empathie und ihre gesellschaftlichen Folgen. Foto: Getty
Der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett über die soziale Verantwortung des Einzelnen, die feinen Unterschiede zwischen Sympathie und Empathie und ihre gesellschaftlichen Folgen.
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Professor Sennett, das Thema Ihres neuen Buches „Zusammenarbeit“ hat die zentrale Botschaft, dass Kooperation gar nicht so einfach ist. Verstärkt sich dieser Eindruck, wenn Sie auf Europa und die Euro-Krise blicken?
Das Thema meines Buches ist, dass Zusammenarbeit mehr als bloß Zeit beansprucht. Es bedarf hierfür Fähigkeiten, die wir entwickeln müssen. Wenn ich auf die Krise in Europa blicke, sieht es für mich so aus, dass die Fähigkeiten der Zusammenarbeit sehr schwach sind. Anstatt die Fähigkeiten der Kooperation zu stärken, haben die Bürger untereinander an Solidarität eingebüßt. Es herrscht eine Art Tribalismus vor.
Was erwarten Sie von der Krise?
Dass die Menschen in Europa, speziell aber in der Euro-Zone, aufwachen und sich der Notwendigkeit bewusst werden, dass die Länder der Euro-Zone nicht auseinanderfallen dürfen. Die Fragmentierung Europas mit seiner politischen und ökonomischen Krise ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit – besonders für die Deutschen. Es ist gewiss eine sehr schwierige Herausforderung, wie die Starken mit den Schwachen kooperieren können sollen. Die Behauptung, dass die Schwachen Parasiten der Starken seien, könnte wahr sein. Auf dieser Position aber zu beharren und nicht mehr zu agieren, würde selbstzerstörerisch sein: Europa würde zerstört, wenn der Euro zusammenbricht. Es ist eine Phantasie von Unabhängigkeit, welche die Menschen pflegen, als könnte die Uhr dreißig Jahre zurückgedreht werden. Aber das ist nicht länger möglich.
Verhält Deutschland sich richtig?
Soziologe Richard Senett:
„Wir müssen Europa zusammenhalten“ Der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett über die soziale Verantwortung des Einzelnen, die feinen Unterschiede zwischen Sympathie und Empathie und ihre gesellschaftlichen Folgen. Foto: Getty
Der US-amerikanische Soziologe Richard Sennett über die soziale Verantwortung des Einzelnen, die feinen Unterschiede zwischen Sympathie und Empathie und ihre gesellschaftlichen Folgen.
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Professor Sennett, das Thema Ihres neuen Buches „Zusammenarbeit“ hat die zentrale Botschaft, dass Kooperation gar nicht so einfach ist. Verstärkt sich dieser Eindruck, wenn Sie auf Europa und die Euro-Krise blicken?
Das Thema meines Buches ist, dass Zusammenarbeit mehr als bloß Zeit beansprucht. Es bedarf hierfür Fähigkeiten, die wir entwickeln müssen. Wenn ich auf die Krise in Europa blicke, sieht es für mich so aus, dass die Fähigkeiten der Zusammenarbeit sehr schwach sind. Anstatt die Fähigkeiten der Kooperation zu stärken, haben die Bürger untereinander an Solidarität eingebüßt. Es herrscht eine Art Tribalismus vor.
Was erwarten Sie von der Krise?
Dass die Menschen in Europa, speziell aber in der Euro-Zone, aufwachen und sich der Notwendigkeit bewusst werden, dass die Länder der Euro-Zone nicht auseinanderfallen dürfen. Die Fragmentierung Europas mit seiner politischen und ökonomischen Krise ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit – besonders für die Deutschen. Es ist gewiss eine sehr schwierige Herausforderung, wie die Starken mit den Schwachen kooperieren können sollen. Die Behauptung, dass die Schwachen Parasiten der Starken seien, könnte wahr sein. Auf dieser Position aber zu beharren und nicht mehr zu agieren, würde selbstzerstörerisch sein: Europa würde zerstört, wenn der Euro zusammenbricht. Es ist eine Phantasie von Unabhängigkeit, welche die Menschen pflegen, als könnte die Uhr dreißig Jahre zurückgedreht werden. Aber das ist nicht länger möglich.
Verhält Deutschland sich richtig?
Soziologe Richard Senett: