„Schleichender Bedeutungsverlust“: Dem Steuerzahlerbund laufen die Mitglieder davon Fast 100.000 Mitglieder haben in wenigen Jahren dem Bund der Steuerzahler den Rücken zugekehrt. Das bestätigte Bundesgeschäftsführer Reiner Holznagel der F.A.Z. Damit ist seine Mitgliederzahl um fast ein Viertel geschrumpft, wenn man sie mit dem Stand zu Beginn des Jahrzehnts vergleicht. Doch nicht nur das macht der Interessenvertretung der Steuerzahler zu schaffen. Die immer gleichen Themen beginnen zu ermüden, ihre Kontakte in die Spitzen der Politik könnten besser sein, und dem kleinen, aber einst feinen wissenschaftlichen Institut des Verbands, dem Karl-Bräuer-Institut, fällt es immer schwerer, gegen die Übermacht der deutlich größeren Konkurrenz zu bestehen.
Präsident Karl Heinz Däke ist noch immer für eine Schlagzeile gut. Denn der Verband, der bald auf eine Geschichte von 60 Jahren zurückblicken kann, verfügt über Klassiker, die sich weiter medial gut vermarkten lassen: das Schwarzbuch, das krasse Fälle von Steuergeldverschwendung auflistet, die Schuldenuhr, mit der die weiter wachsende Kreditaufnahme des Staates dokumentiert wird, den Steuerzahlergedenktag, der den Tag im Kalender markiert, von dem an der Steuerzahler nicht mehr für den Fiskus, sondern für sich selbst arbeitet. Doch die Wiederholung des Immergleichen nutzt sich ab. Im Film grüßt täglich das Murmeltier, in der deutschen Realität klagt permanent Däke.
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„Kalte und warme“ Akquise Unterdessen kämpft der Steuerzahlerbund mit vielen Mitteln darum, neue Mitglieder zu gewinnen. Dazu gehört die intensivierte Zusammenarbeit mit der Hamburg-Mannheimer Versicherung, dazu gehört die „kalte und warme“ Akquise. So arbeitet der Verband mit Call-Centern zusammen, die auch in Südafrika sitzen können. Im Fall der warmen Akquise konzentriert man sich auf solche Leute, die schon einmal Kontakt zum Bund der Steuerzahler hatten, im anderen Fall versucht man sein Glück auch bei anderen. Auch zahlt man seit ein paar Jahren der Hamburg-Mannheimer eine Prämie, wenn die Quote stimmt. So hat die Versicherung Beauftragte, die nichts anderes zu tun haben, als Mitglieder für den Steuerzahlerbund zu werben.
Im Erfolgsfall bekommt die Gesellschaft eine Provision, sie soll sich in der Größenordnung eines Jahresbeitrags bewegen.
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Speth: „Die Grundsatzbotschaft lautet schlicht: Der Staat soll schlank sein“ Der Politikwissenschaftler Rudolf Speth hat sich in einer von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie intensiv mit dem Bund der Steuerzahler beschäftigt. Er schildert auch die symbiotische Zusammenarbeit mit der Assekuranz. Sein Hauptvorwurf lautet, der Verband buhle mit seiner medienwirksamen, oft symbolisch inszenierten Kritik am Steuersystem, am staatlichen Ausgabenverhalten und an der Finanzierung von Parteien und Parlamenten um die öffentliche Aufmerksamkeit und arbeite dafür vor allem mit Boulevard-Medien zusammen.
Quelle:
FAZ Kommentar: Interessante Zusammenhänge: Die Lobbyorganisation “Steuerzahlerbund” als Ableger der Hamburg-Mannheimer…