Hallo,
auch ganz interessant in dem Zusammenhang:
DER SPIEGEL*6/2012 - Schwermut ohne Scham
Wobei in genanntem Artikel nun wiederum dieses Experiment suspekt ist:
: [...]Am Universitätsklinikum Freiburg wählten sie 60 Teilnehmer für eine Studie aus. Es handelt sich um Menschen mit schweren chronischen Depressionen, bei vielen kommen noch frühkindliche Traumata oder Persönlichkeitsstörungen hinzu. Den bisher kaum behandelbaren Menschen zu helfen, hat sich die Psychologin Elisabeth Schramm zum Ziel gesetzt. Vielleicht, so Schramm, könnten sie ja doch lernen, "die Hilflosigkeit zu besiegen".
Um die Wirkung der Behandlung genau zu erfassen, teilten die Forscher die Patienten in zwei Gruppen: Die eine Hälfte bekam ein Antidepressivum, die andere erhielt eine neue Form der Psychotherapie. Ziel ist es dabei, den Patienten die Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens klarzumachen. Auch sollen sie lernen, sich besser in andere Menschen hineinzuversetzen. [...]
Das soll heißen: Wo Pillen und Elektroschocks nicht greifen, kommt ein erzieherischer Aspekt der Gespräche ins Spiel. Uraltes Psychiatrie-Schema, das nicht immer zum Besten der Patienten diente. Eigentlich Gehirnwäsche und Schuldzuweisung. Dasselbe unterstellt man den Elektroschocks. Es ist ein Bestrafungssystem.
Zudem zeichnet sich Depression insbesondere auch dadurch aus, dass sich der Patient viele Selbstvorwürfe macht, Schuldgefühle inbegriffen. Und dann soll er lernen, dass er selbst durch sein Verhalten Situationen herbei geführt hat, die ihn in eine Depression getrieben haben? .....

Depression ist eigentlich ein "zuviel an Einfühlungsvermögen". Und dann soll der Patient lernen, sich besser in andere hinein zu versetzen?....
Man stelle sich vor: Gerade diejenigen Arbeitskräfte, die zuviel Einfühlungsvermögen besitzen, sind es doch, die "dem Chef zuliebe" zuviel arbeiten. Ich hatte damals bei meiner Kündigung keine Depression, war auch nicht ausgebrannt oder ähnliches. Ich zum Beispiel hatte einfach die Schnauze voll, mein Leben in einem Großraumbüro zu verplempern, dies in einem Job, der mir noch nicht einmal Spaß machte (gegen 11 Stunden Taxifahren täglich hätte ich nichts einzuwenden, aber das darf ich ja nicht mehr, weil ich angeblich chronisch geisteskrank bin).
Das Gejammere meines Chefs hatte mich damals dazu bewogen, ihm "zuliebe" bis weit in die Nacht dort zu bleiben und zu arbeiten. Und seine mehr als dankbaren Seufzer "ach, wenn ich
Sie nicht hätte.....".

Gleichzeitig aber seine Drohungen, wenn ich auch einmal früher gehen wollte. Wie ein Donnerschlag hallte es hinter mir her: "SIE BLEIBEN HIER!!!!!!!!".
Man stelle sich einmal vor, so jemand bekommt eine Depression, landet in der Klinik und bekommt dann in langen Gesprächen zu hören, er müsse mehr "Einfühlungsvermögen" lernen. So kommt derjenige nie aus seiner Depression heraus, sondern wird noch tiefer in sie hinein geführt.
Sehr dubiose Therapie. Kann ich nicht so stehen lassen. Erinnert außerdem an diese dubiosen "Dozenten" der neuen "Aktivierungsmaßnahmen", die uns in langen gehirnwäsche-ähnlichen Sitzungen beibringen möchten, dass wir selbst an unserer Arbeitslosigkeit schuld sind, eine gestörte Persönlichkeit haben, irgendwie geisteskrank sind und erst einnmal alle in "Therapie" müssen, um auf diesem Arbeitsmarkt noch eine Chance zu haben.
Gerade Depressive müssen lernen, dass nicht immer sie Schuld an allem sind, dass sie eventuell ihr Leben zu sehr auf andere gehört haben, sich nach anderen gerichtet haben, und in Form einer Depression all die Aggression, die eigentlich hochkommen müsste, gegen sich selbst richten. Das war bisher immer die erfolgreichste Gesprächstherapie bei Depressionen. Depressiven mangelt es nicht an Einfühlungsvermögen. Es sind geduckte, kleine, verzweifelte, meist bisher unterdrückte Menschen, die nie gelernt haben, sich zu wehren, oder es nie durften. Wenn nun die Psychiatrie wieder damit beginnt, diesen Leuten klar zu machen, sie selbst hätten ja irgendwie Schuld an ihrer Situation und hätten keine Fähigkeit, sich in andere hinein zu versetzen, dann gute Nacht.
Aber Professor Hegerl und seine Leute sind sowieso ein dubioser Kreis, der vehement abstreitet, dass Arbeitgeber Depressionen verursachen können. Ursache sei ja immer ein genetischer Hirnschaden, nie der Arbeitgeber.....Der sei nur der "Auslöser", wobei Hegerl noch nicht einmal in der Lage ist, die Kettenreaktion von "Auslöser" (Umwelt) und "Ursache" (Genetik, Chemie im Gehirn) zu beschreiben, geschweige denn, die beiden Begriffe zu differenzieren.