Hallo Martin,
Dein Engagement in allen Ehren, wirklich!
Aber Ihr kennt Euch in der sozialrechtlichen Materie wahrscheinlich besser aus als fast alle Behörden? Da habe ich gewisse Zweifel. Euer von mir nicht geleugneter guter Wille kann eine gediegene Rechts- und Verwaltungsausbildung nicht ersetzen! Rechtsempfinden ist eine Sache, Rechtskenntis eine andere. Ich will bestimmt keinem zu nahe treten, aber nach meiner Erfahrung wissen sozial engagierte Menschen häufig recht gut über die Rechte der von ihnen Betreuten Bescheid, nicht aber über deren Pflichten. Die oft klare einseitige Ausrichtung schon in der Grundhaltung lässt eine objektive Haltung offenbar nicht zu.
Und warum ist immobiles Miteigentum nicht veräußerbar? Man kann es teilen und dann veräußern. Nur wenn das nachweislich wirtschaftlich sinnfrei wäre, könnte vom Einsatz des Vermögens abgesehen werden. Zugegeben - eine Teilung geht nicht mal eben so. Aber man kann anfangen, es zu versuchen. Das hat Herr H. offenbar gar nicht erst eingeleitet und daher auch nicht nachgewiesen. Soll denn wirklich der einfache Zuruf "Veräußern geht nicht!" des davon Profitierenden für eine Behörde ausreichen, vom Vermögenseinsatz abzusehen?
Dass die ARGE Bochum für Jürgen H. zahlt, soll dem ausgeübten Druck zu verdanken sein? Soweit ich weiß, hat die ARGE Bochum keinem Druck nachgegeben. Druck wurde doch wohl auf das Sozialgericht ausgeübt, das den Fall dort seit Wochen liegen hatte. Wie wär's, wenn man so etwas auch mal vollständig und wahrheitsgemäß in diesem Forum schreibt? Dann allerdings müsste man sich für die Behördenschelte ein anderes Argument aussuchen...
Setzt Euch doch für diejenigen ein, die wirklich Unterstützung verdient haben. Hört um Eurer eigenen Glaubhaftigkeit auf, jedem das Wort zu reden, wenn es nur gegen den Staat geht. Auch ein Mensch wie Jürgen H., der sehr krank ist und Mitgefühl sowie Unterstützung verdient hat, kann dennoch Fehler machen und hat es meiner Meinung nach auch gemacht. Mich stört einfach kritiklose Unterstützung für (scheinbar) Schwache.
Soziale Schwäche eines Menschen bedeutet nicht automatisch, das er für seine Lebenslage nichts kann. Sie bedeutet eben darum auch nicht, dass gewissermaßen automatisch Behörden für die entstehenden Probleme solcher Menschen verantwortlich ist. Auch wenn ein Mensch sozial schwach und krank ist, liegt keine Logik darin anzunehmen, dass er mit seinem Lebensschicksal nichts mehr zu tun hätte. Dieser Mensch ist nicht entmündigt, was Rechte und eben auch die Verpflichtung mit sich bringt, die Verantwortung auch für seine eigenen Fehler übernehmen zu müssen. Monatelang - trotz Vorwarnung über die bevorstehende Leistungseinstellung - untätig zu bleiben und Druck auf die an Gesetze gebundene Behörde auszuüben ist nicht nur höchst riskant sondern in meinen Augen dumm und mir selbst gegenüber unverantwortlich. Der Schuss hätte auch nach hinten losgehen können!
Mir tun die jedenfalls die Beamten leid, die sich tagein tagaus mit aus dem Bauch argumentierenden Möchtegern-Robin-Hoods abgeben und ihre zum Teil unerträgliche Selbstüberhöhung ertragen müssen. Es ist leider ein populärer Irrtum: Sozialhilfeträger sind nicht die Gouvernanten ihrer Kunden! Sie stellen auf der Grundlage des geltenden Rechts die Mittel zur Lebenshaltung (auf natürlich niedrigem Niveau!) zur Verfügung. Umgehen mit diesen Mitteln muss der Kunde selbst. Wenn er dabei Fehler macht, sind es seine Fehler, für die er selbst gerade stehen muss. Eine Behörde, auf die vor einem solchen Hintergrund Druck ausgeübt wird, kommt unter Umständen in den Konflikt, aus humanitären Gründen helfen zu wollen, dies allerdings bei pflichtgemäßer Beachtung der Vorschriften nicht tun zu können! Euer Druck würde in einem solchen Fall in Richtung Pflichtverletzung gehen! Eine Verwaltung aber, die gesetzesfremden Erwägungen aufgrund von Druck nachgibt, ist unabdingbarer Bestandteil jeder Bananenrepublik auf diesem Globus! Eine Staatsform, die ihr nicht ernsthaft anstreben könnt!
Und schließlich: denkt jemand von Euch auch mal darüber nach, dass in den Behörden und damit auch in ARGE Bochum MENSCHEN sitzen, die ihre Arbeit tun, vielleicht auch nicht immer mit allem einverstanden sind, was der Gesetzgeber so beschließt, und die dann Eure nicht selten unqualifizierten, manchmal arrogant-besserwisserischen Auftritte ertragen müssen?
Ich finde es richtig, sich für Menschen einzusetzen, die Unterstützung verdient haben. Die alleinerziehende Mutter z. B. oder wirklich mittellose Mitmenschen fallen manchmal - vom Gesetzgeber ungewollt - durch alle Raster. Eure Energie solltet denen gehören, nicht aber denen, die zumindest kräftig an ihrer Problemlage mitgewirkt haben oder die abzocken wollen (sagt mir bitte nicht "die gibt's nicht"!). Die Seriösität und Glaubhaftigkeit des Erwerbslosenforums muss sich auch an solchen Fragestellungen messen lassen!
Last not least, lieber Martin: ICH KANN LESEN!!! Auch Dir könnte ich diesen Vorwurf machen. Ich verzichte darauf aus den gleichen Gründen, die ich für mich in Anspruch nehme!