AW: Autoneukauf Abwrackprämie
Mittwoch, 25. März 2009
"Psychologische Maßnahme"Abwrackprämie II
Die Verlängerung der Abwrackprämie freut viele potentielle Autokäufer. Doch die Presse ist sich einig: Zur Gutstellung mit den Wählern werden die Probleme von der Politik nur vertagt und nicht gelöst.
Für die Abwrackprämie waren 1,5 Milliarden Euro kalkuliert. Dieser Betrag wäre alsbald verbraucht gewesen, konstatiert die Badische Zeitung. Viele potentielle Käufer hätten Angst, binnen kurzem nichts vom Kuchen mehr abzukriegen. Das Blatt fragt: "Wer wäre dann schuld gewesen?", und antwortet auch: "Natürlich die Politik!" Weder Merkel noch Steinmeier hätten das im Wahljahr riskieren wollen. Allerdings schaut die Zeitung voraus, wenn sie schreibt: "Am Jahresende wird die Lage nicht anders sein. Auch dann wird das Geld für manche nicht reichen, auch die werden sich benachteiligt fühlen. Außerdem wird die Prämie immer teurer. Und noch eine Gefahr droht: Je länger der Staat die Nachfrage künstlich hochhält, umso brutaler wird später der Einbruch sein. Aber die Bundestagswahl ist dann vorüber."
Auch der General-Anzeiger nimmt Bezug auf die anstehende Bundestagswahl. "Es ist so einfach: Mehr Schulden und alle sind glücklich. Alle? Tatsächlich übertüncht die Aktion 'Verschrottungsprogramm II' nur die tatsächlichen Probleme. Wenn die Kunden in diesem (Wahl-)Jahr in den Autohäusern Schlange stehen, die Krise aber mit Sicherheit noch 2010 die Binnennachfrage lähmt, bedeutet dies nichts anderes als die Vertagung der unvermeidbaren Schwierigkeiten um ein Jahr."
"Ob damit ein messbarer Konjunktur-Impuls entsteht, steht auf einem ganz anderen Blatt", so die Märkische Allgemeine. Die Verlängerung der Abwrackprämie diene allen voran als "psychologische Maßnahme gegen grassierende Krisenstimmung", denn wenn man sich in der Krise ein Auto kaufen könne, sei diese schließlich nicht so schlimm. So überrasche es das Blatt nicht, dass die Politiker sich schnell einig gewesen wären, im Wahljahr "Tausender-Gutscheine" unter das Volk zu bringen. Fazit: "Ganz gleich, ob es der Autoindustrie … nun tatsächlich hilft, ob es volkswirtschaftlich vertretbar ist, Werte in diesem Maße zu vernichten, oder wie groß der Gewinn für die Umwelt wirklich ist. In Krisenzeiten ist inzwischen fast schon alles erlaubt, und über eine Milliarde Euro mehr oder weniger diskutieren heute nur noch Kleingeister."
Und auch wenn jetzt erstmal alle scheinbar glücklich sind, wird sich das auch bald wieder ändern, denn ist der Wiesbadener Kurier der Ansicht, dass kaum Hoffnung bestehe, dass die Kanzlerin und ihr Vizekanzler "die Verlängerung der Abwrackprämie auch zu einer Korrektur ihrer Schwächen nutzen". Es lasse sich zwar wenig daran ändern. dass ein großer Anteil der Fördersumme "den Absatz ausländischer Autobauer beflügelt", weil jene offenbar ein besseres Angebot am Markt hätten. "Aber es bleibt beim Fehlen ökologischer Kriterien für den Neuwagenkauf: Nicht einmal der aktuelle Stand der Technik, die Euro-5-Norm, wird zur Gewährung der Subvention verlangt, so dass die Hersteller mit Hilfe von Steuergeldern auch ihre alten Dreckschleudern vom Hof bekommen. Ein Ärgernis, das keine Fortsetzung verdient hat!"
"Psychologische Maßnahme" - Abwrackprämie II - n-tv.de