Kein Gymnasium für Hartz4 Kinder

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https://www.gew-hb.de/Binaries/Binary2203/Zusammenfassung_AWO-Studie.pdf
AWO-Armutsstudie: von 100 armen Kita-Kindern schaffen es nur
vier aufs Gymnasium​
Jeder elfte Schüler bzw. Schülerin im Gymnasium ist arm, dagegen jedoch jede/r zweite
HauptschülerIn. Armut ist der ursächliche Grund für schlechte Bildung. Von 100 Kindern, die
bereits während ihrer Kindergartenzeit als arm galten, schaffen nach der Grundschule gerade einmal
vier den Sprung aufs Gymnasium – bei nicht-armen Kindern sind es 30. Das sind einige Ergebnisse
der bislang einmaligen Langzeitstudie (1997- 2005) in Deutschland des Frankfurter Instituts für
Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), die im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zu den Folgen
von Kinderarmut erstellt wurde 1). Basis der AWO-ISS-Studien sind quantitative und qualitative
Erhebungen zu 500 Kindern, die1999 erstmals als Sechsjährige und 2003/04 als Zehnjährige befragt
und deren Entwicklung begleitet wurde.
„Armut bestimmt die Schullaufbahn und das Leben der Kinder“ sagte AWO-Bundesvorsitzender
Wilhelm Schmidt zu den am Donnerstag (01.12.2005) veröffentlichten Ergebnissen. „Die
eigentliche Bildungsmisere in Deutschland hat ganz offensichtlich nichts mit Leistung zu tun,​
sondern zunächst einmal mit Chancen“.
 
hm....ich interpretiere das mal so......
Hab ich Kohle kann ich meinen Kindern Nachhilfe zahlen oder eine gute (und teure) Privatschule, wenn ich arm bin, bin ich auf das staatliche Schulsystem angewiesen.......und da hat hier wohl keiner mehr nach PISA irgendwelche Illusionen? LG
 
Der enge Zusammenhang zwischen Armut und Bildung wird erneut bestätigt: Ohne materielle Sicherheit und kulturelles Kapital der Eltern sind die Bildungschancen der Kinder gering.

Arme Eltern haben laut der Ergebnisse dieser Studie ein deutlich geringeres Bildungsniveau, womit größere psychosoziale und materielle Schwierigkeiten verbunden sind, den Kindern eine erfolgreiche Schulkarriere zu ermöglichen.

(11)

Aber auch bei einem guten Bildungsniveau armer Eltern sind ihre Kinder im Vergleich zu nicht-armen Schülerinnen und Schülern weniger erfolgreich hinsichtlich guter Noten und des gelungenen Übergangs auf weiterführende Schulen.

Bei gleich gutem Bildungsniveau der Mutter (d.h. mindestens Realschulabschluss) sind die Chancen nicht-armer Kinder mehr als viermal höher als die Chancen armer Kinder, auf ein Gymnasium zu kommen.

Bei gleich schlechtem Bildungsniveau der Mutter (d.h. maximal Hauptschulabschluss) sind die Chancen nicht-armer Kinder mehr als doppelt so gut: 47 Prozent der Kinder aus materiell bessergestellten Familien, deren Mutter maximal Hauptschulabschluss hat, wechseln zum Gymnasium, aber nur 17 Prozent der Kinder aus armen Familien und von Müttern mit gleicher schulischer Qualifikation.

Kinder mit den Merkmalen „Armut“, „niedriger Bildungsstatus der Eltern“ und/oder „Migrationshintergrund“ haben schlechtere Schulnoten, und es wird ihnen weniger häufig der Besuch
weiterführender Schulen empfohlen. Trotz subjektiv geäußerten Wohlbefindens in der Schule und höherer Ambitionen finden sie armutsbedingt ungleiche Bildungschancen vor, was eine weitergehende gesellschaftliche Integration erschwert.

Hier aber liegen die Ursachen, und das ist keine Studie sondern eine Behauptung aufgrund Beobachtung, u.a. darin, dass das Schulsystem eben diese Kinder aussortiert - unbewusst oder bewusst willkürlich.

An DAS Thema aber wagt sich die AWo auch nicht ran:
Handeln
Wollen Gesellschaft und Staat sich nicht damit abfinden, dass die Lebenschancen einer so
großen Gruppe von Kindern „vertan“ werden, so haben sie vor dem Hintergrund der Ergebnisse
der AWO-ISS-Studien drei grundsätzliche Handlungsoptionen:

1. Die Verhinderung von Armut bei Familien, insbesondere Ein-Eltern-Familien und Familien mit Migrationshintergrund („Armutsvermeidung“).

2. Die Unterstützung von armen, aber auch nicht-armen Familien, die – orientiert an der Lebenslage der Kinder – offensichtlich Hilfe brauchen („Unterstützung von Familien“).

3. Die Förderung von armen Kindern, die zusätzliche und damit eine anders gestaltete Unterstützung brauchen (Umsetzung einer kindbezogenen „Armutsprävention“).

Ich ergänze:

4. Eine gerechte und leistungsbezogene, nicht sympathiebezogene Benotung und Beurteilung der Kinder

5. Insbesondere ein Unterlassen der Zerstörung der Integrität von Kindern, gleich gültig aus welchen finanziellen Verhältnissen aber besonders derer aus finanziell schwachen Verhältnissen

6. Ein Unterlassen der unverantwortlichen Konsumerziehung an Grundschulen durch überzogen finanziell intensive Projekte, Ausflüge etc., und Anforderung übertriebener und in dem Alter gar nicht angemessenen Schulmaterialien

...



Nee, das heisse Eisen dass Lehrkräfte nicht ressentimentfrei sind, wird natürlich nicht angefasst.


Hätten sie das Geld für die Studie besser mal wieder für was anderes ausgegeben: Zum Beispiel dafür, dass Sportvereine endlich flächendeckend Sozialtarife anbieten und dergleichen.


Emily
 
Nee, das heisse Eisen dass Lehrkräfte nicht ressentimentfrei sind, wird natürlich nicht angefasst.
aber genau so ist es doch! Die Lehrer sieben gewaltig, und lassen nur die wohlhabenden Kids von angesehenen Bürgern durch!
https://www.guter-rat.de/ratgeber/v...schulempfehlung_ist_haeufig_falsch_48262.html
Die Empfehlung der Grundschule nach der vierten Klasse für den Besuch von Realschule und Gymnasium erweist sich häufig als nicht zuverlässig. Dies belegt eine neue Studie des Schulforschers Rainer Block (Universität Essen) auf der Basis von repräsentativen PISA-Daten. So hatten bundesweit 69 Prozent der 15-jährigen Hauptschüler, die zuvor im Gymnasium oder an der Realschule gescheitert waren, als 10-Jährige eine Empfehlung ihrer Grundschullehrer für eben diese Schulformen erhalten. 73 Prozent der Realschüler, die zuvor das Gymnasium besucht hatten und von dort wegen unzureichender Leistungen «absteigen» mussten, waren zuvor von ihrer Grundschule als «gymnasial-tauglich» eingeschätzt worden. Der Schulforscher: «Die Daten belegen erneut die Fragwürdigkeit der Schul-Laufbahn-Prognose bei Zehnjährigen.» Auch die internationale IGLU-Grundschul-Untersuchung hatte unlängst gezeigt, dass diese Lehrer-Empfehlungen in vielen Fällen das spätere Leistungsvermögen der Kinder falsch abschätzen. Zudem werden Schüler aus einkommensstarken Elternhäusern bei diesen Empfehlungen begünstigt, aus ärmeren Familien dagegen benachteiligt - trotz gleicher Leistungsfähigkeit. Aus Sicht Blocks ist die Wahl einer «falschen» Schulform am Ende der gemeinsamen Grundschulzeit «weniger die Folge überzogener Elternerwartungen als Ausdruck der Tatsache, dass das Leistungsvermögen Zehnjähriger und dessen weitere Entwicklung nicht hinreichend sicher eingeschätzt werden kann.» Der Auswertung zufolge ist das Risiko, wegen einer falschen Schulform-Empfehlung vom Gymnasium oder der Realschule zurück zur Hauptschule zu müssen, acht bis neun Mal größer als eine falsche Entscheidung wegen überstiegener Bildungserwartungen der Eltern. Eindringlich warnt der Schulforscher davor, der Grundschul- Empfehlung bei der Verteilung der Schüler auf weiterführende Schulen gegenüber dem Elternwunsch «ein höheres oder gar ein entscheidendes Gewicht beizumessen» - wie dies zur Zeit unter anderem in Nordrhein-Westfalen im Zuge des neuen Landesschulgesetzes angestrebt wird. Dies würde kaum dazu beitragen, die Zahl der Fehlentscheidungen beim Wechsel aus der Grundschule in weiterführende Schulen zu mindern.
Da werden dann sogar auch Lehrer, die sich mal Mühe geben unterdrückt, wenn sie eine andere Meinung haben:
Wenn die Kids zu gut sind: Bitte nicht für Schüler engagieren - taz.de
Wenn die Kids zu gut sind
Bitte nicht für Schüler engagieren
Eine bayerische Lehrerin fördert ihre Kinder so gut, dass sie exzellente Noten haben. Grund genug für Schulämter und -leiter, zu fragen, was da falsch läuft.
Wenn gutes Abschneiden der Schüler als Problem dargestellt wird, liegt das Problem beim Schulsystem, nicht bei der Lehrerin.
MÜNCHEN taz Kurz vor Ende des bayerischen Schuljahres fasste Sabine Czerny einen Entschluss. Die Lehrerin entschloss sich, ihren Lehrerkollegen zu erklären, dass nicht sie es ist, die falsch tickt, wenn 91 Prozent der Kinder ihrer Klasse sich für eine weiterführende Schule qualifizieren. Sondern dass es das Schulsystem ist, das nicht ganz richtig sein kann, wenn es ein derart gutes Abschneiden als Problem darstellt.
Also verfasste die Lehrerin Sabine Czerny einen offenen Brief ans Kollegium. Darin legte sie dar, warum sie alle darunter zu leiden hätten, wenn das System mittelmäßige Notenschnitte erzwinge. Nur zu dem Zweck, damit Realschule und Gymnasium, aber auch die ungeliebte Hauptschule mit ausreichend Kindern im Alter von zehn Jahren bestückt werden können.
Die Geschichte von Sabine Czerny ist nicht nur deswegen ungewöhnlich, weil sie per offenem Brief mit ihren Kollegen in so wichtigen Fragen kommuniziert. Die Geschichte der 36-jährigen Lehrerin ist es vor allem deshalb, weil sie schief dafür angeschaut wird, dass sie ihren Job offensichtlich gut macht. Seit einem halben Jahr ist die Pädagogin Anfeindungen ihrer Rektorin ausgesetzt, weil 25 SchülerInnen ihrer vierten Klasse in einer klassenübergreifenden Vergleichsarbeit in Mathematik einen Schnitt von 1,8 erreicht hatten. In einer Heimat- und Sachkunde-Probe schafften sie kurz darauf sogar einen Schnitt von 1,6. Beinahe erleichtert notierte Czerny nach einer Prüfung in Deutsch eine 2 vor dem Komma - und ertappte sich dabei, zu bedauern, dass einer ihrer wenigen Fünferschüler wegen Umzugs die Klasse verlassen würde.

Aus dem Rektorat waren wegen der ungewöhnlich guten Notenschnitte Vorwürfe laut geworden. Entweder sage sie Ergebnisse vor - oder sie korrigiere falsch. Die Leiterin des zuständigen Schulamtes dementiert auf Nachfrage vehement, dass man von Amts wegen Notenschnitte vorgebe. Aber sie vergisst nicht, gleich im nächsten Satz zu ergänzen, dass eine Schulleiterin die "verdammte Pflicht" habe, einem so ungewöhnlich guten Schnitt nachzuforschen. Es gebe halt viele Möglichkeiten zu beeinflussen, direkt oder indirekt.
Solche mehr oder weniger offenen Unterstellungen kränkten Sabine Czerny zutiefst. Die Grundschullehrerin hatte innerhalb der vergangenen zehn Jahre an mehreren Schulen unterrichtet, überall mit großem Erfolg. Dafür hat sie hart gearbeitet. Hat neben dem Schulalltag jahrelange Fortbildungen in unterschiedlichen pädagogischen, medizinischen und psychologischen Richtungen absolviert. Sie wollte besser verstehen, wie man Kinder fürs Lernen begeistern kann.
Sabine Czerny weiß zahlreiche Eltern hinter sich, die sie als pädagogisch und fachlich herausragend loben. Einmal sogar fuhr ein Vater ins Schulamt, um das Wort für die von den Kindern heiß geliebte Pädagogin zu ergreifen. "Mit welchem Recht kommen Sie überhaupt hierher?", herrschte man ihn dort an. Als sie selbst versuchte, ihre Pädagogik zu erklären, wies man sie an, sie solle nicht so "anmaßend" auftreten.
Czernys Erfolge machen offenbar nervös. Schon an der Vorgängerschule hatten die auffälligen Lernzuwächse mit einer zweiten Klasse zur Konfrontation mit dem zuständigen Schulrat geführt. "Sie haben sich an das Niveau der Parallelkollegen anzupassen!", wies der Mann seine Lehrerin an. Für die brach in diesem Moment eine Welt zusammen: Sich anzupassen - das hätte ja bedeutet, absichtlich schlechtere Resultate zu produzieren, nicht bessere.
Den Vorgesetzten aus dem Schulamt störte, dass sich die Eltern der Parallelklassen beschwert hatten. Was lag da für den braven, bayerischen Schulbeamten näher, als mal eben für Ruhe zu sorgen? Czerny verwies einmal mehr auf ihre innovativen Methoden, ihre Hinwendung zu jedem einzelnen Kind, doch das nützte ihr nichts. Im Gegenteil. Fortan eilte ihr zuverlässig der Ruf voraus, aufsässig zu sein.
So sah sie sich zum Ende dieses Schuljahres gezwungen, einmal darzustellen, wofür sich bislang kaum jemand wirklich interessiert hatte: Warum ihre Kinder so gut gelernt hatten - und wie kontraproduktiv die gängige Benotungspraxis sei, die schon bei der Vermittlung einfacher Grundlagenstoffe notwendigerweise Verlierer produziere. Es sei widersinnig, schrieb sie, wenn es "Sitzplätze gibt, die eine bestimmte Zahl tragen". Nämlich maximal drei Stühle mit der Ziffer 1, höchstens sechs Stühle mit der Ziffer 2, jeweils bis zu neun mit den Ziffern 3 und 4 und auch bis zu fünf Stühle mit den Ziffern 5 und 6.
Denn sie, die LehrerInnen, seien dadurch gezwungen, die Kinder auf diese Stühle zu platzieren. So aber breche man das Engagement jedes schwächeren Schülers, der könne lernen wie verrückt und bekomme doch wieder nur eine schlechte Note - weil eben der Schnitt stimmen müsse. "Ein Fünferschüler bleibt ein Fünferschüler, einfach weil es Fünferschüler geben muss."
In ihrem Plädoyer für eine andere Lern- und Bewertungskultur appellierte sie: "Bitte, machen wir uns bewusst, dass es hier keinen objektiven Maßstab gibt, der die tatsächliche Leistung misst! Wir erstellen Proben mehr oder weniger bewusst von vornherein unter dem Gesichtspunkt, dass der Schnitt stimmen soll, bzw. passen den Notenschlüssel im Nachhinein entsprechend an, das heißt, wir produzieren schlechte Kinder."
Kinder im Grundschulalter aber identifizierten sich mit den Noten, viele, so schrieb sie, stellten irgendwann ihre Bemühungen ein, resignierten oder würden verhaltensauffällig. Das gehe vor allem Kindern aus sozial schwachen oder problematischen Familien so. Die bräuchten eher ihre Hilfe als Lehrerin und Aussicht auf sichtbare Erfolge statt ständiger demoralisierender Rückmeldungen wie von einer Richterin. Auch das Vertrauensverhältnis zu den Eltern leide, wenn man denen einerseits erzähle, wie wichtig Förderung sei, andererseits aber genötigt werde, schlechte Noten zu vergeben.
Was Sabine Czerny da beschrieb, hat viel mit dem Namen Gauß zu tun - und mit einem System, das die nach dem Mathematiker benannte ,,Normalverteilung" zur Norm erhebt. Gauß hatte beobachtet, dass in der Natur Extreme selten sind, die breite Mitte dafür umso öfter auftritt. Er hätte seine Beobachtung allerdings nicht unbedingt in einer Lerngruppe machen können.
Wie falsch es ist, Notengebung am Maßstab eines vermeintlich naturgesetzhaft sich ergebenden Mittelwerts auszurichten, dämmerte irgendwann auch der Kultusministerkonferenz (KMK). Die schrieb dementsprechend 1968 eine sogenannte kriterienbezogene Benotung vor statt der bis dahin gültigen Orientierung am Leistungsdurchschnitt der Klasse. Benotet werden darf in allen deutschen Bundesländern seitdem nur, in welchem Maße ein Schüler die ,,Anforderungen" erfülle. In jüngster Zeit propagiert man sogenannte kriteriale Leistungsmessung, der Bewertungsmaßstab bleibt jedoch ebenso unklar. Die individuelle Leistungsnorm, die den persönlichen Lernfortschritt zugrunde legt, wird gar nicht erst erwähnt.
Wer da dächte, dass der KMK-Beschluss von 68 immerhin ein gewisser Fortschritt sei, dem hält der Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann von der Universität Siegen entgegen: "Die soziale Norm ist nicht zulässig - sie wird aber um der Selektion willen erzwungen." Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Grundschulverbandes, hat seinerseits beobachtet, dass Lehrer zwar selten so massiv attackiert werden wie die Pädagogin Sabine Czerny, erklärt dies aber auch mit vorauseilendem Gehorsam. "Die Lehrer spüren den Druck", sagt der Diplompädagoge und einstige Grundschulrektor, "und handeln ihm gemäß."
Bartnitzky hat Brügelmann und einige weitere Forscher eine Expertise erarbeiten lassen, die unter dem Titel "Sind Noten nützlich - und nötig?" erschienen ist (www.Grundschulverband.de). Darin weisen die Wissenschaftler nach, warum die scheinbar präzisen Schulnoten keineswegs objektiv seien. Sie zitieren dazu unter anderem das Experiment des österreichischen Pädagogen Rudolf Weiss, der 153 Lehrer eine Mathematikaufgabe beurteilen ließ. 41 Prozent von ihnen gaben eine Zwei, 42 Prozent eine Drei, die Eins wurde von sieben Prozent vergeben, die Vier von neun Prozent und ein Prozent der Probanden sahen in der Arbeit sogar eine Fünf.
Es hänge eben stets davon ab, welchen Maßstab man anlege, um eine Anforderung etwa als ausreichend zu bewerten, sagt der Grundschulforscher Brügelmann. Dieser Maßstab aber sei nicht klar definiert. Nach den Regeln der Statistik sei es überdies eigentlich nicht zulässig, aus Noten, die nur Rangfolgen angäben, Mittelwerte zu errechnen. Und doch werden etwa in Bayern und Baden-Württemberg in den Übertrittszeugnissen Gesamtnoten gemittelt, bis aufs Hundertstel genau.
Auch Sabine Czerny fühlt sich inzwischen genötigt, so zu unterrichten und Testaufgaben derart zu konstruieren, dass mit Sicherheit ausreichend Vierer, Fünfer und Sechser herauskommen und ihre Rektorin sie nicht weiterhin behandelt wie einen störrischen Esel. Ihr ist schmerzlich bewusst, dass sie Versager produziert, wenn sie sich an die Anweisung ihrer Vorgesetzten hält. Umso wütender macht sie der Satz, den sie schon so oft in Kollegien gehört hat: "Es gibt halt nun mal dumme Kinder." Wie leicht diese Grundannahme zu beweisen ist, erlebte sie bereits in ihrer Zeit als mobil eingesetzte Lehrerin in einer klassenübergreifenden Probearbeit zum Thema "Der natürliche Kreislauf des Wassers". Da wurde zu ihrer Überraschung der Wolkenname "Cirrocumulus" abgefragt. Sabine Czerny protestierte: Das habe man doch im Unterricht gar nicht vermittelt, da müssten die Kinder ja mehr wissen, als sie wissen können. Die KollegInnen erwiderten, man brauche doch Fragen, die kaum einer beantworten kann, und beruhigten sie: Der Begriff sei ja in einem Film gefallen, den man gemeinsam angeschaut habe. Da sei man ,,rechtlich abgesichert".
Der Brief, in dem Sabine Czerny solche Zusammenhänge erklärte, hatte übrigens keine Konsequenz: Vor der Konferenz des kommenden Tages hatte sich die Rektorin krank gemeldet, und man hatte andere Dinge zu besprechen. So behielt Sabine Czerny das Papier bei sich. Und geht nun am 1. August mit dem deutlichen Gefühl in die sechswöchige Ferienzeit, dass ihre fachlichen Fähigkeiten und ihr Engagement nicht wirklich erwünscht sind

ich sehe gerade, dass das Thema hier im Forum bereits schon einmal behandelt wurde und erlaube mir dazu zu verlinken:
https://www.elo-forum.org/news-disk...-gymnasium-skandal%D6ses-sch%DCler-lotto.html
 
Gegen diese eine engagierte Lehrerin Sabine Cerny aus Bayern ist ja eine regelrechte Hexenjagd ausgebrochen - habe gerade mal etwas gegooxelt . Und nur weil sie die alten und neuen Reformansätze des Lernens wirklich mit den Kids lebt...
Hier ein gutes Interview mit dieser tollen Lehrerin :icon_klatsch:.

Und weil wir alle in blöde Scheibchen zerlegt werden, die angeblich je einzeln endlos nachgebessert und beurteilt werden müssen, haben wir am Ende zwar einen Riesenhaufen von Wissensteilchen angesammelt, aber Null Bildung mehr. Das scheint ja an den Schulen inzwischen genau so zu laufen wie mit uns Erwerbslosen in den Jobcenter und Sinnlosmaßnahmen: der Mensch als Ganzes, der einfach leben und lernen und produzieren möchte, interessiert überhaupt nicht mehr. Sondern nur, wie man nach einer sturen Regel noch ein Scheibchen mehr von ihm für die Verwertungskreisläufe herauspräparieren könnte. :icon_neutral:
 
da kann ich nur eins sagen, so eine Lehrerin hätte ich auch gern für meinen Kleinen.......
Danke für den Link Ethos, schade dass es zu wenig engagierte Pädagogen gibt. LG
 
Gegen diese eine engagierte Lehrerin Sabine Cerny aus Bayern ist ja eine regelrechte Hexenjagd ausgebrochen - habe gerade mal etwas gegooxelt . Und nur weil sie die alten und neuen Reformansätze des Lernens wirklich mit den Kids lebt...
Hier ein gutes Interview mit dieser tollen Lehrerin :icon_klatsch:.
Merci! :icon_smile:

Noch viel mehr versuche ich aber den Kindern vorzuleben, wie man die Andersartigkeit eines Menschen, seine Fehler und Stärken respektiert, ihn annimmt, ihn so sein lässt, wie er ist, und darauf vertraut, dass er sich - auch aufgrund natürlicher Feedbacks - entwickelt und seinen Weg findet. Ich verstehe nicht, warum das Urteilen, das immer wieder Werten und Einschätzen so einen dominierenden Raum einnimmt - unsere Kinder haben dadurch nur zunehmend Angst vor Versagen, und gerade diese verhindert vielfach den Lernerfolg. Zudem verändert die Pflicht, dauernd zu beurteilen, unsere Schullandschaft, die Menschen und den Unterricht in eigentlich nicht mehr verantwortbarem und nicht mehr ausgleichbarem Maße.
Bislang sind die Ganztagsschulen, so wie ich sie kennen gelernt habe, weit weg von dem, was sie sein sollten und könnten, und gleichen oft nur Kinderaufbewahrungsstätten. Es gibt viele richtige Wege, und so kann eine gute Ganztagsschule einem Kind Möglichkeiten zur Entfaltung ebenso eröffnen wie eine Halbtagsschule in Kombination mit einem reichen Nachmittagsangebot durch Gemeinde, Vereine oder Familie. Wichtig ist doch, dass schulisches Lernen nicht noch mehr das Leben von Kindern beherrscht, sondern ihnen eine grundlegende Bildung ermöglicht, dabei aber noch die Zeit und den Freiraum gibt für die Vielfalt und Intensität bezüglich der anderen Dinge, die es interessieren und die für ihre Persönlichkeitsbildung wertvoll sind.
:icon_klatsch:
 
Unser Schulsystem setzt erstmal den falschen Accent. Bevor es ans Aussieben geht, müsste es so etwas geben wie den "No Child Left Behind"-Gedanken (hier geht es auch nicht um die Frage, ob das richtig umgesetzt wurde), den die Bush-Regierung in 2001 in den USA verabschiedet hat. Lehrer sollten daran gemessen werden, dass sie alle Kinder eines Jahrgangs (insbesondere der ersten Klassen) auf einen bestimmten definierten Standard bringen - nicht, wie der Schnitt der Klasse ist. Hier müsste es einfach ein Umdenken geben.

Gerade in der Grundschule sollte der Fokus dabei eben auf den Schwächeren liegen - die Stärkeren der Klasse könnten hierbei ja einbezogen werden, was ihre eigenen Grundlagen sicher verbessert und was sicherlich die sozialen Fähigkeiten (oh, die zählen gar nicht... nur die akademischen...) der Kleinen doch verbessern würde. Das Aussieben kann ja später noch erfolgen. Schulversager wird man leider schon in der Grundschule - den Knacks, den man da bekommt, kann man später gar nicht wieder abändern...
 
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