E
ExitUser
Gast
Linkszeitung - HINTERGRUND: Die demographische L...Warum merken nun aber die kleinen Leute so wenig davon, warum kommt so wenig bei ihnen vom Produktivitätszuwachs an? Wie kommt es, dass die Nettorealverdienste der Arbeitnehmer von jährlich 17.280 Euro im Jahr 1992 auf 15.845 Euro im Jahr 2006 gesunken sind? (Quelle: DIE ZEIT, 24.1.2008, S. 22, Bundesministerium für Arbeit und Soziales).
Die Amatuerstatistiker der Horrorsszene vermuten einen demographischen Zusammenhang, ohne nachweisen zu können, wie der genau aussehen soll. In der Tat sind die Reallöhne in den letzten 15 Jahren gesunken. Die Einkommen der Arbeitslosen, Studenten und Rentner sogar ganz erheblich. Das ist richtig. Allerdings haben Erscheinungen wie Fachkräftemangel, Reallohnverluste und Auszehrung der Binnenachfrage sowie das Absinken der Massenkaufkraft absolut nichts mit dem demographischen Wandel zu tun.
Fachkräfte - und Ingenieurmangel herrscht in Deutschland, weil man seit 25 Jahren das Bildungswesen und damit die Talente im Lande kaputtspart und immer mehr verkümmern lässt. Es fehlt an flächendeckenden Vor- und Ganztagsschulen, immer weniger Kinder aus finanzschwachen Familien gehen auf weiterbildende Schulen, immer weniger aus diesem Umfeld studieren. Außerdem drängen immer mehr Studierende in die goldumflorten Wirtschaftsfächer, weil seit über 20 Jahren immer mehr Tamtam um die ökonomische Manager-Schickeria gemacht wurde, wohingegen Techniker, Maschinenbauer, Ingenieure mehr und mehr als eine Art bessere Monteure, als Befehlsempfänger und akademisches Fußvolk abgestempelt wurden.
Die Ursachen für den Reallohnvelust sogar in Aufschwungzeiten erläutert die jüngste DIW-Studie: Im Aufschwung der großen Koalition - unter Merkel und Steinbrück - sank das reale Nettolohneinkommen aller Beschäftigten um 1,5 Prozent, Arbeitslosen- und Kindergeld, BAFöG und Renten sogar um fast sechs Prozent. Hingegen sind nach den Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) die Gewinne der Unternehmen in den elf Quartalen des jüngsten Aufschwungs um mehr als 20 Prozent gestiegen.
Der Produktivitätszuwachs kommt bei Otto Normalverbraucher und den kleinen Leuten ebenso wenig an wie der von Kanzlerin Merkel versprochene "Aufschwung für alle". Mit dem demographsichen Wandel hat das nichts zu tun, aber sehr viel mit dem Schwächeln der Gewerkschaften, mit der Installation eines Niedriglohnsektors, mit den Hartz IV-Vorschriften nach Art eines Reichsarbeitsdienstes. Deshalb landete immer mehr vom Produktivitätszuwachs in den Schatullen und auf den Konten der Reichsten, wurde ständig mehr in Golfplätze, Marmor- und Glaspaläste investiert als in Kindergärten, Kitas, Unis, Vor- und Ganztagsschulen. Deshalb fließen die Gelder im Übermaß in Fincas und Ferraris, Yachten und Reitställe, vor allem aber in die Spekulation statt in die Massenkaufkraft, die über Binnennachfrage Aufträge und Arbeitsplätze generiert und sichert...