Also ich bin seit einer Woche im FTEC bei der Tertia. Hier machen die auch Einzelcoaching mit Gutschein. Ich hab heute beim Rauchen mit einer Kollegin gesprochen, die das macht. Die ist voll begeistert. Angeblich ein richtiger Profi kümmert sich den ganzen Tag nur um sie und was sie mir an Bewerbungen gezeigt hat ist meiner Meinung nach erste Sahne.
Es gibt in der Tat
hin und wieder auch mal gute Maßnahmen, wobei die Qualität ganz entscheidend vom jeweiligen Dozenten und auch von der Mitarbeitsbereitschaft und Motivation der "Kunden" abhängt. Wenn "Kunden" in solchen Coachings wirklich
Kunden sind, also freiwillig daran teilnehmen (das gibt es über BGS oder AVGS tatsächlich!), kann sowas wirklich helfen, was aber zugegebenermaßen sehr selten vorkommt.
Aber bei einem Einzelcoaching ist es ja auch naheliegend, dass das viel hilfreicher sein kann als eine Alles-für-Alle-Maßnahme ohne Bedarfsdifferenzierung, denn es kann viel passgenauer und im wahrsten Wortsinne individuell auf die Stärken und Schwächen einer Person eingegangen werden.
Das wundert mich total bei dem was ich (siehe anderer Faden) zur Zeit bei dem Laden erlebe. Schon krass. Es scheint da jetzt so ne Art Privatpatienten-Behandlung zu geben und wir in den Maßnahmen sind nur zweite Klasse.
Den Eindruck einer Zweiklassenbehandlung kann man als "Kunde" in der Tat gewinnen. Zwei Erklärungen für diese Ungleichbehandlung sind naheliegend:
1) Die Kollegin, die das Einzelcoaching anstelle der Gruppenmaßnahme absolviert, ist gut qualifiziert und benötigt/wünscht nur eine ganz spezifische Förderung in einem ganz bestimmten Teilbereich (die Einzelcoachings setzen sich meist aus unterschiedlichen, oft frei wähl- und kombinierbaren Modulen zusammen).
2) Es waren im Jobcenter noch zu viele AVGS übrig, weshalb die ausgegeben werden mussten, so dass die Kollegin durch Zufall in den Genuss dieser ausnahmsweise mal guten Förderung gelangt ist. Man muss zum Hintergrund wissen, dass das Jobcenter unterschiedliche Budgets für unterschiedliche Maßnahmen hat. So kann es z.B. sein, dass das Budget für MATs (Maßnahmen bei einem Träger) ausgeschöpft ist, dass aber noch ganz viel Geld im Budget-Topf für AVGS (Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine) oder BGS (FbW/Bildungsgutscheine) vorhanden ist.
Dann kommt des Öfterender Teamleiter aufgeregt ins Büro und trichtert seinen pAps ein, dass die gefälligst nun ganz schnell und ganz viel Einzelcoaching-AVGS oder -BGS ausgeben sollen, damit die vorgegebene Ausgabe-Sollquote erreicht ist. Das ist, wenn obiges zutrifft, dann mal eines der wenigen Beispiele, wo eine Kundin durch Zufall vom Controlling-Fetisch der BA profitiert hat.
Das muss doch sauteuer sein.
Ja, je nach Anbieter kostet das Einzelcoaching zwischen 30 und 60 € pro Stunde. Wenn es aber wirklich etwas für die Person bringt, rechnet sich diese Ausgabe für das JC und damit auch für den Steuerzahler. Ganz anders ist das bei den Gruppen-Maßnahmen: Die bringen integrationstechnisch fast nie etwas, nerven, frustrieren und verbittern die Teilnehmer, wirken aber zumindest statistik-technisch und als Drohkulisse/Fügsamkeitsinstrument "positiv".
Wie kommt man denn bei seinem SB an so einen Gutschein?
Hingehen und fragen! Wenn gerade Geld da ist, stehen die Chancen auf das Einzelcoaching nicht schlecht. Das zeugt auch von Eigeninitiative. Versuch es, es kann nicht schaden. Außerdem hast du dann vielleicht sogar erst mal wieder ein paar Monate Ruhe vor unsinnigen Maßnahme-Angeboten.
Das würde ich auch lieber machen oder muss ich da mit ihm schlafen .... (Scherz).
Mit ihm schlafen nicht unbedingt, aber vielleicht will er dir
ganz gerne mal was zeigen...
