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Interview mit Heinrich Alt:Heinrich Alt, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, spricht im Interview über Vollbeschäftigung und die Kompetenzen von Migranten.
In vielen Regionen der Republik herrscht mittlerweile wieder Vollbeschäftigung. In den ostdeutschen Ländern sind gemessen an der Gesamtbevölkerung genauso viele Menschen erwerbstätig wie im Westen, die Jobchancen Älterer sind gut wie lange nicht, und auch Migranten profitieren von der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften. Einer so entspannten Lage stand der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA), Heinrich Alt, bisher noch nicht gegenüber. Ein Grund, die Hände in den Schoß zu legen, ist dies freilich nicht. Alt hält an dem ehrgeizigen Ziel fest, auch Dauerarbeitslose auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Wenn es nicht anders geht, auch mittels langfristig gezahlter, staatlicher Zuschläge. Solche Anstrengungen seien ein Gebot der Humanität.
Herr Alt, Helmut Schmidt hat vor 40 Jahren gesagt, ihm seien fünf Prozent Inflation lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit. Damals waren weniger als eine Million Menschen in Deutschland ohne Job. Heute sind es mehr als 2,5 Millionen, und es heißt, wir hätten Vollbeschäftigung. Was ist geschehen?
Der Arbeitsmarkt ist heute viel stärker in Bewegung als damals. Wir registrieren jeden Arbeitstag 20.000 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, und ebenso viele, die neu eingestellt werden. Wir haben andere Beschäftigungsformen, Freelancer, befristete Arbeitsverhältnisse oder Leiharbeit zum Beispiel, die neue berufliche Patchwork-Karrieren hervorbringen. Bei alledem ist die Zahl der Menschen, die erwerbstätig sind, sehr stark gewachsen. Die Erwerbsquote ist von 67 Prozent im Jahr 1972 auf 77 Prozent in 2011 gestiegen.