Hallo zusammen,
bin ganz "neu" hier und habe direkt eine Frage. Vorab schon mal vielen Dank - habe schon sehr viel Informatives hier gefunden und mir direkt ausgedruckt.
Folgende Situation:
Bis Ende Oktober 2009 habe ich gearbeitet, und zwar über 5 Jahre durchgängig. Ich habe ein abgeschlossenes Studium und habe neben dem o.g. Job parallel promoviert. Seit November 2009 habe ich meine Dissertation "auf eigene Kosten", sprich, aus Ersparnissen finanziert, weiter bearbeitet - sie ist jetzt zwar noch nicht ganz, aber doch fast fertig. Daher ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich wieder in den Job einsteigen möchte. Meine Ausbildung ist allerdings sehr speziell, d.h., es gibt wenige Jobs, aber auch nur wenige Bewerber auf diese Jobs, so dass dann die Chancen nicht so übel sind.
Also habe ich mich arbeitslos gemeldet und hatte heute mein erstes Gespräch mit der Sachbearbeiterin. Das Gespräch lief für mein Empfinden insgesamt relativ unerfreulich ab, aber der Hammer kam zum Schluss: Ich versuche, das Gespräch einigermaßen original wiederzugeben (SB =Sachbearbeiterin, C=ich)
SB : So, wir haben jetzt noch 5 Minuten, wir müssen noch die Eingliederungsvereinbarung machen. Was schreiben wir denn da? Ah ja *tipptipptipp* - unsere Leistungen: ...blabla... Ihre Bemühungen: Sie weisen mir 20 Aktivitäten im Monat nach, wie sie sich bemühen, einen Job zu finden... das können auch Jobmessen oder Netzwerken sein... das reichen Sie mir einmal im Monat ein... dann gehen sie zu einem Gruppeninfo-Tag für Neukunden... blabla. So *ausdruck* - jetzt unterschreiben, bitte.
C: Äh, ich muss mir das erst in Ruhe durchlesen, ich kann Ihnen das gerne morgen vorbeibringen
SB : Nein, das sollten Sie schon jetzt unterschreiben. Warum wollen Sie denn nicht?
C: Ich lese mir alles durch, was ich unterschreibe... das ging jetzt so schnell. Ich bringe Ihnen das morgen vorbei.
SB : Sie können das ja auch eben auf dem Flur durchlesen.
C: Also, "in Ruhe" heißt für mich zu Hause und mit einem rechtskundigen Freund
SB : Och nee... dann müssen wir wieder einen neuen Termin machen... wir haben doch alles besprochen, haben Sie ein Problem?
C: Wissen Sie was - ich gehe jetzt raus, lese mir das durch, und wenn ich nichts problematisch finde, bringe ich es Ihnen gleich. Sonst machen wir einen neuen Termin.
SB : *Grmpf*
So, ich also raus und lese den folgenden Satz unter Bemühungen von [mir]:
Ich werde mich monatlich mindestens 20x um eine Arbeitsaufnahme als [Berufsbild] bemühen (schriftl. Bewerbungen/Online-Bwerbungen/Anrufe/Messekontakte/Netzwerkarbeit/zielorientierte Aktivitäten, die sich an Arbeitgeber richten und zur Beendigung der Arbeitslosigkeit dienen) in [Stadt] und Umgebung von [x]km und den Bewerbungsnachweis führen (Firma, Tätigkeit, Ansprechpartner, Termin, Ergebnisse); ...
Jetzt (endlich) mein Problem: Ich bin von der Ausbildung her vollkommen spezialisiert - wie soll ich bitte 20 solche Aktivitäten im Monat nachweisen?! Das ist nicht nur sinnlos, sondern schädigend - Fingerspitzengefühl+Netzwerken ist nämlich gefragt, und nicht brachiale Gewalt... Abgesehen davon wollen die Bewerbungen gut durchdacht und exakt auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein. Netzwerkarbeit - schön und gut, aber wenn ich einmal meine Kontakte aktiviert hab, dann ist es das auch.
Also bin ich wieder rein zu ihr und sage "Wissen Sie - das mit den 20 Bewerbungsaktivitäten im Monat kommt mir doch etwas viel vor... meine Ausbildung ist ja sehr spezialisiert, d.h., es gibt wenig Stellen, und es wird schon eine sehr ordentliche, vorbereitete und gut durchdachte Bewerbung fällig... Klasse statt Masse halt. Da möchte ich noch mal mit Ihnen drüber sprechen"
SB : Also, Sie müssen schon zeigen, dass Sie sich bemühen, sonst bekommen Sie von uns auch keine Leistungen.
C: Ich bemühe mich ja (habe ihr extra 2 gut passende Angebote mitgebracht, damit sie abschätzen kann, wie sowas aussieht), aber der Arbeitsmarkt ist in meinem Segment dünn, dafür hat man aber gute Karten, wenn dann was da ist (wenig Stellen-wenig Bewerber), halte das unter den Umständen aber für unrealistisch.
SB : Wissen Sie, dann müssen Sie halt breiter suchen. [Kleine Anmerkung: Kann ich machen, da nimmt mich aber keiner=Vergeudung von Ressourcen für Arbeitgeber und für mich] Ja, dann trage ich Sie für einen neuen Termin ein. Sie bekommen eine Einladung. Ich denke, mein Bereichsleiter wird auch dabei sein.
Also sorry, aber da musste ich dann doch innerlich grinsen. Was für eine Drohung!
So, Ende meines Sermons. Meine Fragen:
Dass Eigenbemühungen gefordert werden ist klar und das finde ich auch ok. Dass allerdings die Anzahl an nachweisbaren Eigenbemühungen bei 20 im Monat in so einem speziellen Segment liegen soll - und ich das unterschreiben soll, am besten sofort - finde ich sehr merkwürdig. Ich habe schon ein bisschen im Netz gesucht und finde sehr widersprüchliche Angaben. Was meint Ihr - was ist da realistisch durchzusetzen? 10 im Monat (finde ich auch schon viel)? Oder noch weniger? Sie SB hat mir eine Zeitungsnotiz in die Hand gedrückt, nach der 20-30 Bewerbungen im Monat "zumutbar" sind (AZ 10 UF 133/05). Allerdings geht das im Grundsatz um was ganz anderes - abgesehen ist zumutbar nicht das Gleiche wie sinnvoll...
Zweite Frage: Ich nehme nächstes Mal auf jeden Fall jemanden mit. Da kann ich jeden mitnehmen, den ich will, oder? Auch meinen Vater z.B.? Der ist nämlich gut im Umgang mit unwilligen Behörden
Danke für´s Zu"lesen" (bin noch total sauer)
Charlene
bin ganz "neu" hier und habe direkt eine Frage. Vorab schon mal vielen Dank - habe schon sehr viel Informatives hier gefunden und mir direkt ausgedruckt.
Folgende Situation:
Bis Ende Oktober 2009 habe ich gearbeitet, und zwar über 5 Jahre durchgängig. Ich habe ein abgeschlossenes Studium und habe neben dem o.g. Job parallel promoviert. Seit November 2009 habe ich meine Dissertation "auf eigene Kosten", sprich, aus Ersparnissen finanziert, weiter bearbeitet - sie ist jetzt zwar noch nicht ganz, aber doch fast fertig. Daher ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich wieder in den Job einsteigen möchte. Meine Ausbildung ist allerdings sehr speziell, d.h., es gibt wenige Jobs, aber auch nur wenige Bewerber auf diese Jobs, so dass dann die Chancen nicht so übel sind.
Also habe ich mich arbeitslos gemeldet und hatte heute mein erstes Gespräch mit der Sachbearbeiterin. Das Gespräch lief für mein Empfinden insgesamt relativ unerfreulich ab, aber der Hammer kam zum Schluss: Ich versuche, das Gespräch einigermaßen original wiederzugeben (SB =Sachbearbeiterin, C=ich)
SB : So, wir haben jetzt noch 5 Minuten, wir müssen noch die Eingliederungsvereinbarung machen. Was schreiben wir denn da? Ah ja *tipptipptipp* - unsere Leistungen: ...blabla... Ihre Bemühungen: Sie weisen mir 20 Aktivitäten im Monat nach, wie sie sich bemühen, einen Job zu finden... das können auch Jobmessen oder Netzwerken sein... das reichen Sie mir einmal im Monat ein... dann gehen sie zu einem Gruppeninfo-Tag für Neukunden... blabla. So *ausdruck* - jetzt unterschreiben, bitte.
C: Äh, ich muss mir das erst in Ruhe durchlesen, ich kann Ihnen das gerne morgen vorbeibringen
SB : Nein, das sollten Sie schon jetzt unterschreiben. Warum wollen Sie denn nicht?
C: Ich lese mir alles durch, was ich unterschreibe... das ging jetzt so schnell. Ich bringe Ihnen das morgen vorbei.
SB : Sie können das ja auch eben auf dem Flur durchlesen.
C: Also, "in Ruhe" heißt für mich zu Hause und mit einem rechtskundigen Freund
SB : Och nee... dann müssen wir wieder einen neuen Termin machen... wir haben doch alles besprochen, haben Sie ein Problem?
C: Wissen Sie was - ich gehe jetzt raus, lese mir das durch, und wenn ich nichts problematisch finde, bringe ich es Ihnen gleich. Sonst machen wir einen neuen Termin.
SB : *Grmpf*
So, ich also raus und lese den folgenden Satz unter Bemühungen von [mir]:
Ich werde mich monatlich mindestens 20x um eine Arbeitsaufnahme als [Berufsbild] bemühen (schriftl. Bewerbungen/Online-Bwerbungen/Anrufe/Messekontakte/Netzwerkarbeit/zielorientierte Aktivitäten, die sich an Arbeitgeber richten und zur Beendigung der Arbeitslosigkeit dienen) in [Stadt] und Umgebung von [x]km und den Bewerbungsnachweis führen (Firma, Tätigkeit, Ansprechpartner, Termin, Ergebnisse); ...
Jetzt (endlich) mein Problem: Ich bin von der Ausbildung her vollkommen spezialisiert - wie soll ich bitte 20 solche Aktivitäten im Monat nachweisen?! Das ist nicht nur sinnlos, sondern schädigend - Fingerspitzengefühl+Netzwerken ist nämlich gefragt, und nicht brachiale Gewalt... Abgesehen davon wollen die Bewerbungen gut durchdacht und exakt auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein. Netzwerkarbeit - schön und gut, aber wenn ich einmal meine Kontakte aktiviert hab, dann ist es das auch.
Also bin ich wieder rein zu ihr und sage "Wissen Sie - das mit den 20 Bewerbungsaktivitäten im Monat kommt mir doch etwas viel vor... meine Ausbildung ist ja sehr spezialisiert, d.h., es gibt wenig Stellen, und es wird schon eine sehr ordentliche, vorbereitete und gut durchdachte Bewerbung fällig... Klasse statt Masse halt. Da möchte ich noch mal mit Ihnen drüber sprechen"
SB : Also, Sie müssen schon zeigen, dass Sie sich bemühen, sonst bekommen Sie von uns auch keine Leistungen.
C: Ich bemühe mich ja (habe ihr extra 2 gut passende Angebote mitgebracht, damit sie abschätzen kann, wie sowas aussieht), aber der Arbeitsmarkt ist in meinem Segment dünn, dafür hat man aber gute Karten, wenn dann was da ist (wenig Stellen-wenig Bewerber), halte das unter den Umständen aber für unrealistisch.
SB : Wissen Sie, dann müssen Sie halt breiter suchen. [Kleine Anmerkung: Kann ich machen, da nimmt mich aber keiner=Vergeudung von Ressourcen für Arbeitgeber und für mich] Ja, dann trage ich Sie für einen neuen Termin ein. Sie bekommen eine Einladung. Ich denke, mein Bereichsleiter wird auch dabei sein.
Also sorry, aber da musste ich dann doch innerlich grinsen. Was für eine Drohung!
So, Ende meines Sermons. Meine Fragen:
Dass Eigenbemühungen gefordert werden ist klar und das finde ich auch ok. Dass allerdings die Anzahl an nachweisbaren Eigenbemühungen bei 20 im Monat in so einem speziellen Segment liegen soll - und ich das unterschreiben soll, am besten sofort - finde ich sehr merkwürdig. Ich habe schon ein bisschen im Netz gesucht und finde sehr widersprüchliche Angaben. Was meint Ihr - was ist da realistisch durchzusetzen? 10 im Monat (finde ich auch schon viel)? Oder noch weniger? Sie SB hat mir eine Zeitungsnotiz in die Hand gedrückt, nach der 20-30 Bewerbungen im Monat "zumutbar" sind (AZ 10 UF 133/05). Allerdings geht das im Grundsatz um was ganz anderes - abgesehen ist zumutbar nicht das Gleiche wie sinnvoll...
Zweite Frage: Ich nehme nächstes Mal auf jeden Fall jemanden mit. Da kann ich jeden mitnehmen, den ich will, oder? Auch meinen Vater z.B.? Der ist nämlich gut im Umgang mit unwilligen Behörden

Danke für´s Zu"lesen" (bin noch total sauer)
Charlene