Geplante Verpflichtung zur Altersvorsorge für Solo-Selbständige

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KarlApitalismus

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Darum, und um die grundlegende Situation für Selbstständige in Deutschland geht es in diesem recht umfassenden Artikel vom 01.05.2015:
Ist Selbständigkeit noch eine sinnvolle Alternative? | Telepolis

Da es hierbei inhaltlich ausschließlich um Selbstständigkeit und zudem u.a. um das Thema Verpflichtung zur Altersvorsorge für Solo-Selbständige geht, habe ich es hier und nicht unter "News / Diskussionen / Tagespresse" gepostet.
 
Altersvorsorge - sehe ich durchaus als positiv - aber dann bitte Nägel mit Köpfen: RV-Pflicht für alle, also auch für Beamte und Abgeordnete, für ALG II-Bezieher (wer hatte da doch gleich die Beitragszahlungen eingestellt?) und auch bitte RV-Beitrag ohne Beitragsdeckel für die Topverdiener.
 
Die gleiche dumme Idee hatte man doch schonmal.

Damit werden dann noch mehr Selbständige in den Leistungsbezug getrieben. Nur weil eine Versicherungspflicht besteht, kann sich die dennoch nicht jeder leisten.

Hat ja bei der Krankenversicherungspflicht auch so super funktioniert...
 
Wie auch bei der Krankenversicherung wäre ein Versicherungszwang auch in der Rentenversicherung sinnvoll.
Aber, so wie das heute abgeht, sehe ich das mit Skepsis.

Als Freiberufler war es dem Finanzamt bei mir möglich, die Zahlungen entsprechend meines Einkommens zu berechnen. Damit kann man leben.

Schon die Krankenkasse verdient hier gerne mit und nimmt zunächst Pauschalbeiträge, die erst ab einem bestimmten Einkommen genauer berechnet werden. So musste ich damals einen Mindestsatz bezahlen, ob ich einen Auftrag hatte oder nicht. Der Mindestsatz damals war nicht von Pappe.
Fordert man sowas auch für die Rentenversicherung, dann bleibt in schlechten Zeiten das Einkommen nur noch zum Begleichen dieser Kosten für KK und RV.
Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein..

Selbständige Künstlerinnen und Künstler oder Publizistinnen und Publizisten sind über die Künstlersozialkasse (KSK) pflichtversichert. Einzelheiten hierzu finden Sie in den Verfahrensbeschreibungen.
Ich als Künstler bin da eingetreten, und plötzlich war es möglich, KV und RV nur entsprechend der Einnahmen zu zahlen. Davon hat dann der Steuerzahler freundlichst auch noch die Hälfte übernommen.

Ohne die KSK hätte ich viel eher aufstecken müssen.
Wer wird die für andere Leuts ersetzen - das JC?
 

Kann aber leider nicht jeder in die KSK.

Und ich empfinde schon die Krankenversicherungspflicht als nicht sehr sinnvoll.
Zusätzlich dann auch noch Altersovorsorge?

Gut, mache das jetzt teilweise mit der freiwilligen Aufstockung der Rentenbeiträge über meinen Minijob, würde aber sicher nicht zählen, sodass noch erhebliche Zusatzkosten auf mich zukämen.

Können sich die Gesetzgeber eigentlich vorstellen, was diese Forderungen für die Menschen bedeuten?

Normalerweise könnte ich an meine Selbständigkeit mit einem realistischen und schaffbaren Ziel rangehen. 200 Euro Gewinn brauche ich zusätzlich zu meinem Minijob (netto rund 35 Euro pro Monat), um von den Schikanen des Jobcenters wegzusein.

Nein, das will die Politik nicht! Krankenversicherungspflicht muss her. Aus den realistischen 200 Euro werden dann mal schnell 200 Euro Lebensunterhalt plus 250 Euro Kranken- und Pflegeversicherung. Also mal eben mehr als das doppelte.

Und jetzt reicht das auch nicht mehr! Jetzt will man alle geringverdienenden Selbständigen, die nur irgendwie endlich aus dem grässlichen Leistungsbezug wollen, auch noch mit Pflichtrentenversicherungsbeträgen belasten.

Gehen wir da auch mal von optimistisch 250 Euro monatlich aus.

Also 200 Euro Lebensunterhalt, 250 Euro Kranken- und Pflegeversicherung und dann noch 250 Euro Rentenversicherung.

Von 700 Euro Gewinn dürfte ich also großzügigerweise fast 30% behalten. Die restlichen 70% gehen an irgendwelche Pflichtversicherungen. Würden Arbeitnehmer so extrem belastet, gäbe es einen riesigen Aufschrei. Aber hier geht es ja nur um Selbständige, die ja nach Ansicht der Allgemeinheit alle mit silbernen Löffeln von goldenen Tellern essen und gar nicht wissen, wofür sie ihre vielen Milliarden noch ausgeben sollen.

Das demotiviert doch total! Da kann man sich doch schon gar nicht mehr über irgendwelche Umsätze freuen. Immerzu bleibt doch im Hinterkopf der Gedanke, dass die ersten 500 Euro Gewinn an die Versicherungen gehen und man ja eigentlich noch gar nichts davon hat.

Vor allem auch diese Aussage:


Man nimmt es also an. So viel Bürokratie in Deutschland, alles muss aufgeschrieben und in fünffacher Ausführung irgendwo vorgelegt werden und dann nimmt man es an...

Und dass jene, die sich Kranken- und Rentenversicherungspflicht nicht leisten können nach der Aufgabe der Selbständigkeit dann auch in besagte Grundsicherung fallen, weil es keine bezahlten Arbeitsplätze gibt, das ignoriert man vollkommen.

Kann nur immer von Personen vorgeschlagen werden, deren Existenz noch nie durch eine Kranken- oder Rentenversicherungspflicht bedroht war und deren Existenz davon auch niemals bedroht sein wird.

Alle, die wirklich für solche Versicherungspflichten sind, die sollten dann wenigstens so human sein und ein gewisses Existenzminimum unangetastet lassen. Ja, dann müsste es eben alles teilweise über Steuern finanziert werden. Müsste es aber auch, wenn jene Selbständigen ihre Tätigkeit aufgeben und in den Leistungsbzeug fallen.

Es kann und darf einfach nicht sein, dass die Existenz eines Menschen durch Pflichtversicherungen gefährdet wird.
 
Die Idee gab es ja von der Frau Von der Lügen schon mal vor 3 Jahren oder so. Damals hieß es allerdings wer schon in irgendeiner Form vorsorgt z.B. auch durch Privatrente (Kapitallebensversicherung), der wird davon ausgeschlossen. Davon kann ich jetzt nichts mehr sehen, jedenfalls nicht im verlinkten Artikel.

Ich kann nur hoffen, dass sich dies nicht durchsetzen wird, es sei denn man überarbeitet die Bestimmungen für die Krankenkasse auch entschiedend. Momentan zahle ich 243 € nur dafür......das wäre eigentlich eine Hausnummer für Rente und KK ZUSAMMEN bei meinem Einkommen. Nicht, dass sich mein Einkommen nicht erhöhen würde, aber eben nicht exponentiell..............
 
Das wäre dann sinnvoll, wenn jeder die freie Wahl seiner Altersabsicherung hätte.
Wenn das alles in einer Zwangsversicherung wie der DRV endet ist das nichts anderes als der Versuch, kurzfristig die Rentenkasse aufzufüllen.
Das Prinzip des Generationenvertrages ist nämlich schon längst überholt.
 
Ich bin gerne bereit, von meinen Gewinnen etwas abzugeben und "in den Pott zu werfen" aber die Frage ist ja letztendlich auch, wieviel man für die Altersvorsorge zahlen muss.

Ich war jedenfalls froh, dass ich bei ALG-II-Bezug einige kleine Rentenbeiträge seitens der Agentur für Arbeit bekommen habe. Das wurde ja mittlerweile gestrichen. Man steht als ALG-Empfänger ja dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Das sollte auch entsprechend belohnt werden.
 
Hallo allerseits, es geht schon jetzt AUF WUNSCH jede Menge in die RV für Selbstständige:

Krankenkasse: Auf Wunsch mit Krankengeldbezugsmöglichkeit für 0,5 % mehr Beitrag. KG ist immer auch mit Einzahlung in AV und RV.
Agentur für Arbeit: Auf Wunsch freiwillig versichern. ALG1 ist immer auch mit Einzahlung in KK und RV.
Rentenversicherung: Auf Wunsch freiwillig einzahlen. Von ca. 85 € bis ca. 1100 € monatlich möglich. Sonstige Nachzahlmöglichkeiten nutzen z.B. § 207 SGB VI.
 

Seit wann hat denn Krankengeld irgendwas mit AV und RV zu tun? Vielleicht bei einem Angestellten, aber nicht bei einem Selbständigen der sonst nicht AV /RV-pflichtig ist. Außerdem geht es dabei eher um Beiträge während es Bezugs von Krankengeld und nicht bei den normalen Beiträgen.

Bei geringen freiwilligen Beiträgen zur RV bekommt man später nie etwas nennenswertes raus, kann man sich also sparen.

AV für Selbständige kann man sich ebenso sparen, da dies nur Sinn macht wenn man seine Selbständigkeit komplett aufgeben will, da man sonst dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht und somit kein ALG1 beziehen kann. Außerdem sind die VOraussetzungen für die freiwillige AV eher schwer zu erfüllen.
 
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