Vier von zehn Frührentnern hierzulande sind psychisch krank. Damit ist ein neuer Rekordwert erreicht – und Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik streiten darüber, wer nun was zu tun hat.
Arbeitsmarkt : Frühverrentungen wegen Depression auf Rekordhöhe - Nachrichten Wirtschaft - DIE WELT
Naja, anbetracht der Tatsache, dass inzwischen bereits das Bedürfnis, ab und zu alleine ein Buch zu lesen, als "Aspergersyndrom" diagnostiziert wird (autistische Störung), korrigieren wir dem Realitätssinn zuliebe einmal die Zahl herunter auf "vier von zehn Frührentnern hierzulande wurden als psychisch krank diagnostiziert, in Wahrheit sind es aber nur zwei von zehn".
Ab nächstem Jahr werden sich die "psychischen Erkrankungen" auf wundersame Weise vermehren, während sich die Arbeitslosenzahlen auf wundersame Weise entsprechend verringern werden, denn jeder "psychisch Kranke" fällt aus der Statistik, selbst wenn er den vollen Satz ALG-II bezieht:
Ein Kämpfer wider den Diagnosewahn - News Wissen: Medizin & Psychologie - tagesanzeiger.ch
Wie im Artikel von "DIE WELT" ja zu lesen ist, kam auch Arbeitgeberpräsident Hundt zu Worte, indem er erklärte, dass Arbeit sogar heilsam ist. Ganz unrecht hat er nicht, nur gehört diese Aufgabe sicher nicht in Herrn Hundts Hände. In der Realität läuft es dann so: "Obwohl Sie psychisch krank sind, somit weniger leisten als andere, geben wir Ihnen gnädigerweise die Chance, bei uns zu arbeiten. Wobei wir zunächst natürlich an ein unbezahltes Praktikum denken, später verdienen Sie weniger als andere, Sie wissen ja, Sie leisten weniger". In Wahrheit hat er einen Hochleister vor sich, der eigentlich kerngesund ist, nur eben als "psychisch krank" diagnostiziert wurde.
Politik, Psychiatrien, Gewerkschafter und Unternehmer reichen sich bei diesem Thema die Hände. Am Ende geht der gutgläubige Arbeitnehmer als "Burnout-Patient" in eine Klinik, während in seiner Krankenakte (die ein Psychiatriepatient so gut wie nie zu Gesicht bekommt) vermerkt wurde, dass er genetisch bedingt an chronisch rezidivierenden Depressionen leidet. Dies bleibt auch so stehen und zwar bis an sein Lebensende. Nur am Rande bemerkt.
Es sollte zu denken geben, dass Frau von der Leyen in genanntem Artikel durch die Blume vorschlägt, jeder Arbeitnehmer möge "vorsorglich" einem Betriebsarzt, nun wohl auch Betriebspsychiater, vorgestellt werden. Wie blind muss man sein, um da nicht aufzuhorchen? Ich persönlich, sorry, habe keine Lust, mich allmonatlich oder -wöchentlich in langen Gesprächen vor einem Psychiater mehr oder weniger auszuziehen. Ausgerechnet der Betriebspsychiater muss nicht von mir wissen, was ich in meiner Freizeit tue, wie ich mich gesund, fröhlich und fit halte, was mir an meiner Arbeit gefällt oder nicht gefällt, usw., denn ausgerechnet all diese Informationen sind dem Arbeitgeber nützlich, wenn er mich "freisetzen" möchte, sprich: Feuern oder herausmobben.
Alleine, dass diese Horrorschlagzeilen hier immer wieder im Forum veröffentlicht werden, lässt mich vermuten, dass ich mit monatelangen Erläuterungen auf taube Ohren stoße, bzw. gegen Wände rede und ich bin es auch langsam leid, immer wieder von Neuem erläutern zu müssen, wie das System funktioniert. Wer es nicht glaubt, möge eben so dumm sein, und sich für psychisch krank erklären lassen, damit Politik, Pharma-Unternehmen und Arbeitgebern ein riesiger Gefallen getan wurde, nur eben, wenn es dann zur versuchten Zwangsmedikation übergeht, möchte ich kein Gebrülle und Geschrei hören, ich habe hier genug gewarnt.
In diesem Sinne: Guten Rutsch und ein wunderschönes neues Jahr, hoffentlich nicht zwangsweise in irgendwelchen geschlossenen Anstalten.
