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premiumpresse.de: Die Rückkehr des FeudalismusDie westliche Welt hält sich etwas auf Freiheit und Freizügigkeit zugute. Der Freie Markt ist das Glaubensbekenntnis der modernen Welt, Gleichheit das -elfte Gebot.- Aber Freiheit gilt nicht für jeden, und einige sind im realexistierenden Kapitalismus -gleicher-. So ist die Wirklichkeit.
Gleich ist, wer Geld hat - mit oder ohne Arbeit. Ansonsten gilt, dass wir in diesen Tagen eine Rückkehr des Feudalismus erleben. Mit dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. Jahrhundert wurde der moderne Staat geboren. Im Mittelalter gab es nur einen Personenverbandsstaat. Der Feudalismus war ein Lehnswesen, in dem die Menschen in direkter Abhängigkeit zueinanderstanden.
Der Leibeigene durfte seine Scholle nicht verlassen und musste für seinen Herrn Dienste und Abgaben leisten. Er war der Rechtssprechung seines Herrn unterworfen. Als Gegenleistung gewährte der Lehnsherr seinem Unfreien Sicherheit und Verlässlichkeit. Der moderne Staat schaffte eine Ordnung, in der alle Bürger sich den gleichen Ordnungsprinzipien beugen mussten - mehr oder weniger; je nachdem, wie viel Rechte sich die Bürger erkämpfen konnten.
Die Demokratie nach 1945 hat, will man den öffentlichen Verlautbarungen glauben, angeblich den freiesten Staat auf deutschem Boden geschaffen. Gleichheit, Mitbeteiligung, Würde - es vergeht kein Tag, an dem das System diese Begriffe nicht für sich in Anspruch nehmen würde.
Tatsächlich gilt das alles aber nicht, wenn man aus dieser Ordnung herausgefallen ist und nicht mehr benötigt wird. Arbeitslose werden Hartz-IV-Empfänger, Hartz-IV-Empfänger werden zur rechtlosen Masse - geduldet, aber nicht mehr benötigt. Sinnfällig wird diese Rechtlosigkeit, wenn man die Situation der Arbeitslosen ins Auge fast. Denn für diese besteht gleichsam ein modernes Lehnsverhältnis; der Preis für die Existenz am Tropf des Wohlfahrtsstaates, so scheint es.