elgoki
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Tolle Geschichte, die anderen Ein-Euro-Job sehe ich immer mit gelben Warnwesten die Stadt sauberhalten. Übrigends die gelben Warnwesten sind nur für Ein-Euro-Job - die anderen von den AWM tragen orangene.Pressemitteilung von Freitag, 20. März 2009
Stadt Münster
„Musste plötzlich selbst Hausaufgaben machen“
Katja Nicolson fand mit Hilfe von AMS, VHS und ASB berufliches Glück
Münster (SMS) Katja Nicolson hat Hartz IV nicht als Schicksal akzeptiert. Mit Ehrgeiz und der Unterstützung von Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS), Volkshochschule und Arbeiter-Samariter-Bund baute sich die dreifache Mutter ein solides berufliches Fundament auf.
Was der Münsteranerin 2007 passiert ist, kennt Marianne Jaehnike, AMS-Teamleiterin Markt und Integration, zur Genüge. Die Trennung von ihrem Lebenspartner machte Katja Nicolson praktisch über Nacht zur Hartz IV-Empfängerin. Mit düsteren Aussichten: Nebenher hatte sie zwar immer hinzuverdient, einen anerkannten Beruf aber nicht erlernt. Dazu kommen drei schulpflichtige Kinder, die Aufmerksamkeit verlangen und den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt nicht vereinfachen. „In einer solchen Situation ist es fast unmöglich, sich ohne gezielte Förderung eine berufliche Perspektive zu erarbeiten", sagt Jaehnike von der AMS, in der Stadt und Arbeitsagentur bei der Umsetzung von Hartz IV zusammenarbeiten.
Einen Fehler nennt Katja Nicolson, dass sie in jungen Jahren keine Ausbildung gemacht hat. Dass es keiner wurde, der sie in die berufliche Sackgasse führte, verdankt sie ihrem eisernen Willen und einer gut funktionierenden Kooperation bei der beruflichen Integration allein erziehender Frauen.
Angeschoben wurde das Wiedereinstiegsprogramm von der AMS, die dafür zwei Förderinstrumente kombinierte: Arbeitsgelegenheiten und Qualifizierung. "Die Arbeitsgelegenheiten, besser bekannt als Ein-Euro-Jobs, haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Sie bieten für viele nach längerer Arbeitslosigkeit einen Einstieg in Arbeits- und Verhaltensstrukturen, die häufig erst wieder neu gelernt werden müssen. In Verbindung mit Weiterbildung können sie die Vermittlungschancen verbessern", erklärt Arbeitsvermittlerin Tanja Wittek, die die Maßnahme seitens der AMS betreut.
So auch bei Katja Nicolson: Drei halbe Tage arbeitete sie im Betrieb, zwei halbe Tage lernte sie für die Prüfung zur staatlich anerkannten Hauswirtschafterin vor der Landwirtschaftskammer. Intensiv betreut und geschult wurde sie von der Volkshochschule (VHS), die seit Anfang der 1990er-Jahre Erwachsene dabei unterstützt, im Arbeitsleben Fuß zu fassen.
Mit dem Angebot "Betreuen und Versorgen" hat die VHS ein Beratungs- und Qualifizierungsprogramm entwickelt, das allein erziehenden Müttern wie Katja Nicolson förmlich auf den Leib geschneidert ist. "Es baut auf deren oft langjährigen Erfahrungen in der Familienarbeit auf und bereitet sie darauf vor, als Haushaltshelferinnen oder Hauswirtschafterinnen Senioren, behinderten Menschen oder Familien in schwierigen Situationen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen", berichtet VHS-Mitarbeiterin Claudia Brockmann. Die praktische Arbeit in Betrieben ist zentraler Bestandteil der Wiedereingliederung. Sogar den Berufsabschluss als Hauswirtschafterin können die Frauen nachholen.
Qualifizierung ist aber nur eine Seite des VHS-Angebots. „Wir unterstützen die Frauen auch dabei, ihren Alltag so zu organisieren, dass sie die Herausforderung auch meistern können“, so Brockmann. Das heißt zum Beispiel: Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder zu suchen oder Kontakt zu anderen unterstützenden Einrichtungen herzustellen. Der Wille allein reiche nicht aus. Auch das Umfeld müsse stimmen.
Einfach war auch für die erfahrene Familienarbeiterin Nicolson der Weg von einer Geringqualifizierten zur gefragten Arbeitskraft nicht. An die hohen Belastungen in der mehrmonatigen Prüfungsvorbereitung kann sie sich noch gut erinnern: "Plötzlich saß ich mit meinen Jungs am Tisch und musste selbst Hausaufgaben machen." Sie hielt durch, bestand die Externenprüfung und bekam prompt einen festen Job.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Regionalverband Münster, bei dem Katja Nicolson im Mobilen Sozialen Dienst ein Praktikum absolviert hat, sicherte sich das Fachwissen und das gute Händchen der 39-Jährigen im Umgang mit Senioren und behinderten Menschen. Dass sie einen Berufsabschluss nachweisen konnte, hat ihr alles andere als geschadet. "Wie in fast allen Berufsbereichen steigen auch bei den haushaltsnahen Dienstleistungen die Anforderungen", erklärt Bettina Ullmann, Leiterin Mobile Soziale Dienste beim ASB. Im Ullmann-Team arbeitet Katja Nicolson übrigens mit Thi-Hoang-Yen Nguyen zusammen. Auch sie hat über die Integrationsarbeit von AMS und VHS eine berufliche Zukunft beim ASB gefunden.