Angeblich leiden 3 bis 10 % aller Kinder unter ADHS, Jungen dreimal häufiger als Mädchen. Dabei besteht große Uneinigkeit: Was ist eigentlich ADHS, kann man diese Störung überhaupt diagnostizieren, wie sieht eine gute Therapie aus, ist der Einsatz von Medikamenten sinnvoll oder fahrlässig, ist ADHS nicht eigentlich eine profitträchtige Modekrankheit? Dr. Helmut Bonney, Psychotherapeut aus Heidelberg, lange Zeit in der Kinderneurologie beschäftigt, hält den Einsatz von Ritalin vor allem wegen der unübersehbaren Risiken für falsch. Und er sieht ADHS nicht allein genetisch bedingt, sondern stark durch die Umwelt beeinflusst (z.B. Familienprobleme).
1990 lag die Zahl der Kinder, die in den USA wegen des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms ärztlich behandelt wurden, noch unter 1 Million, heute sind es über 10 Millionen. In Deutschland wiederum sind über 100.000 Schüler betroffen, viele davon werden mit Ritalin und anderen Medikamenten behandelt. Es gibt Kritiker, die eine pharmakologische Therapie von ADHS ablehnen: Sie verweisen auf neurowissenschaftliche Studien, die die gängige Dopaminmangelhypothese ad absurdum führen, und sie warnen vor einer Pathologisierung der Kinder. Zu diesen Kritikern gehört der Heidelberger Kinderpsychiater und Familientherapeut Dr. Helmut Bonney. In seinem Vortrag zeigt er Alternativen im Umgang mit ADHS auf.