Bericht einer Arbeitsvermittlerin: Der Fehler liegt im System

Leser in diesem Thema...

Kaleika

Redaktion
Startbeitrag
Mitglied seit
20 Aug 2006
Beiträge
4.132
Bewertungen
367
E

ExitUser

Gast
beide haben recht
der Rechnungshof hat was erkannt sowie die vermittlerin
klar ist es einfach und leichter einen marktnachen elo schneller zu vermitteln als einen Langzeit elo
aber auch deren Wissensstand was die einzelnen berufe für Profile haben
ist gleich 0 wie auch wenn man t-com beamte ins JC zwangsversetzt und in einer Hauruck schullung denen beibringt wie man am besten Geld spart statt Kenntnisse zu vermitteln wie man elos am besten ziel gerecht nach deren Qualifikationen und Fähigkeiten vermittelt
ist dann vorprogrammiert das es nix werden kann was die SB da so treiben
aber auch viele SBs in den JCs sind Sadisten
diese erkennt man sehr schnell daran wie die sich persöhnlich geben und äussern
und davon haben wir leider 95% nur in den Behörden drin sitzten
und das ist mit einer der ganz grossen Probleme die der markt hat
 

BibiBlocksberg2009

0
1. Priv. Nutzergruppe
Mitglied seit
8 Sep 2009
Beiträge
728
Bewertungen
314
Es war ja zu erwarten
Natürlich wissen wir, was Bäcker, Buchhalter oder Verkäufer zu tun haben.
Da fehlt noch der Busfahrer, Produktionshelfer, die betreute Putzfrau und der Stapelfahrer...

Wenn aber hochqualifizierte Spezialisten zu uns kommen, erzählen sie uns teilweise von Tätigkeiten, von denen wir nichts oder fast nichts wissen.
Natürlich haben wir auch Nachschlagewerke :icon_lol:, aber diese sind nicht immer aktuell und Berufsbezeichnungen und Berufsinhalte sind oft nicht deckungsgleich.
Und das nennt sich dann "Berufsberatung" ...

Und selbst im 9. Jahr von Hartz4 sind die Jobcenter noch immer nicht auf Idee gekommen, dass es vielleicht sinvoll sein könnte, die "Arbeitsvermittler" für verschiedene Branchen zu spezialisieren.
Aber nein: Jeder "Arbeitsvermittler" muss ALLES betreuen.
Das 0815-Beratungs-Programm ist daher i.d.R. für die :icon_tonne:
 

ethos07

0
StarVIP Nutzergruppe
Mitglied seit
16 Apr 2007
Beiträge
5.658
Bewertungen
918

Super, dass sich da nun auch Arbeitsvermittler zu Wort melden.

Allerdings dürfte das eine Vermittlerin für ALG 1-Bezieher_innen sein und nicht aus einem Jobcenter. Denn bei der Arbeitsagentur wird der Leistungsbezieher zuerst einmal noch anständig behandelt und darf auch seinen Berufsstatus noch behalten.

Während die Langzeitarbeitslosen dann alle schnell weg von den Arbeitsagenturen sind (kein oder nur ein geringer Anspruch auf ALG1) und beim Jobcenter landen und dort die Einheitsbehandlung erfahren.

Dass sich das Verhalten und Tun der Vermittler bei den Arbeitsagenturen und dasjenige der PaPs/Fallmanager bei den Jobcenter nach wie vor himmelhoch unterscheiden - das geht in dieser Diskussion leider völlig unter!

Und in der öffentlichen Wahrnehmung, wie Arbeitssuchende vermittlet werden ist dieser große Unterschied zwischen den Leistungen der Arbeitsagentur für ALG 1-Beziehende und jenen der Jobcenter für ALGII-Beziehende /HartzIV erst recht nicht klar.

Das ist sehr schade.
 

margotsch

0
Accountproblem bitte Admin informieren.
Mitglied seit
11 Mrz 2013
Beiträge
87
Bewertungen
0
Diese Faulheit und das Desinteresse der meisten Mitarbeiter sind zum K...

Erstens ist es eine Frage der Allgemeinbildung und zweitens werde ich es wohl schaffen mal die Berufsprofile zu lesen, besonders dann wenn es meine bezahlte Arbeit ist, oder? Es können doch nicht überall funktionale Analphabeten sitzen, oder doch? Jede Mutter und jeder Vater der für den Nachwuchs einen Ausbildungsplatz sucht, hat wohl locker 200 Berufsbilder im Kopf. Mehr als 330 gibt es m. E. nicht. Das sind ein paar Stunden lesen und merken. Nicht mal ein WE.
 

Banquo

Redaktion
Mitglied seit
17 Okt 2008
Beiträge
3.550
Bewertungen
225
Auch dieser Leserbrief macht ähnlich wie der Spiegel-Artikel zum Bundesrechnungshof-Bericht deutlich, wo die ganze Arbeitsverwaltung in Deutschland in völlig falschen Bahnen verläuft: Wirtschaftsberater wie McKinsey & Co haben aufgrund politischen Willens der Bundesregierung seit 2002 ein "Anreiz"-System etabliert, was auf Teufel komm raus die Kosten senken soll.

Dieser Teufel im System ist zwar schon lange deutlich sichtbar, aber bisher immer noch so lebendig wie schon 2002 politisch gewünscht. Dieser Systemfehler scheint aber erst durch den Bericht des Bundesrechnungshofes (und durch den Spiegel-Artikel von Montag) allmählich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu treten.

"Was ist denn hier des Teufels?" mögen sich einige noch fragen. Die BA für Arbeit und auch alle nachgeordneten Jobcenter sind Behörden. Als Behörden ist es ihre vornehmste Pflicht, sich streng an Recht und Gesetz zu halten. Millionen von Bürgern mussten aber in den vergangenen 8 Jahren (seit Einführung der Hartz IV-Gesetze) verbittert feststellen, dass sich diese Behörden in erster Linie an ganz anderen Vorgaben orientieren und Recht und Gesetz oftmals sehr seltsam auslegen, es in beängstigend vielen Fällen offen brechen und kalt kalkulierend andere Institutionen (wie zB die Sozialgerichtsbarkeit) missbrauchen, um ihr Ziel zu erreichen, welches regelmässig auf "Kostensenkung" hinauslief - was sie selbst dann häufig erreichten (zumindest teilweise), wenn sie im Prozess letztendlich unterlagen.

Dafür werden gezielt die Sozialgerichte überlastet, den Hilfsempfängern wider besseres Wissen ihre Ansprüche vorenthalten und alle damit einhergehenden gesellschaftlichen Folgen billigend in Kauf genommen (Verelendung von Kindern, erhöhte Kriminalität, Suchtkrankheiten und Depressionen etc) - alles nach dem Motto: solange die damit verbundenen Sozialkosten nicht auf das persönliche Jobcenter zurückfallen (in den vorgenannten Beispielen fallen sie auf die Justizverwaltung, die Krankenkassen, Jugendämter, Polizei etc zurück), heiligt der Zweck die Mittel.

Wie kommt es denn, dass eine deutsche Behörde sich so vom Standard dieses Landes entfernt? Immerhin hat das katastrophale gesellschaftliche und staatspolitische Folgen, wenn Millionen von Bürgern feststellen müssen, dass es hier gewisse Behörden gibt, denen man nicht mehr vertrauen kann, weil sie so häufig dabei ertappt werden, wie sie das Recht vorenthalten, ignorieren oder gar offen brechen.

Es kommt davon, wenn man einem ganzen Behördenzweig (hier der Arbeitsverwaltung) vorgibt, nach betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu funktionieren. Wenn man Behörden untereinander in Konkurrenzdenken versetzt (Vergleichszahlen), überall und ständig Controlling einsetzt und als Krönung der Perversion noch die Mitarbeiter mit Bonuszahlungen "motiviert", ganz gezielt ihre Arbeitskraft so einzusetzen, dass sie bestimmte "Credits" (Punkte) sammeln, um ihren persönlichen Geldbeutel zu füllen - dann schreit man geradezu nach Rechtsbrüchen. Das das Schielen auf Punkteerfüllung und den eigenen Gehaltszettel ganz schnell auf breiter Front zu Verhalten führt, welches mit Recht und Gesetz im Widerspruch steht, dürfte niemanden überraschen.

Die Arbeitsverwaltung müsste wieder vom Kopf auf die Füsse gestellt werden. Bonus- und Punktesysteme abgeschafft, die Mitarbeiter wieder an Recht und Gesetz gewöhnt und verpflichtet (und natürlich unbefristet nach Tarif angestellt) werden - der Rest wird sich dann finden.
 

Banquo

Redaktion
Mitglied seit
17 Okt 2008
Beiträge
3.550
Bewertungen
225
Habe [mit einigen Tagen Verzögerung] gerade einen weiteren Leserbrief eines BA-Mitarbeiters, diesmal an die Nachdenkseiten, entdeckt:

Jetzt bin ich schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche peinlich berührt ob der dramatisch schlechten Öffentlichkeitsarbeit meines Arbeitgebers. Zunächst die haltlosen Beschuldigungen gegenüber Frau Hannemann, bei denen man sich fragt, ob die Presseabteilung der BA ihren Aggressionsmechanismus nicht mehr unter Kontrolle hat und dann die etwas schwachbrüstige Stellungnahme zum aktuellen Bericht des Rechnungshofes.

Folgendes lässt sich feststellen: Das Prinzip des Führens über Ziele kann nicht 1:1 aus der betriebswirtschaftlichen Theorie auf die Arbeit einer Bundesbehörde übertragen werden, insbesondere Zielvorgaben für Integrationen oder die Anzahl von Bedarfsgemeinschaften im Leistungsbezug eines Jobcenters haben eher mit Realitätsverweigerung denn mit folgerichtigem Handeln zu tun. Die teilweise unerreichbaren Zielformulierungen, die sich ausschließlich an Vorjahreszahlen orientieren ohne die relevanten regionalen und überregionalen Marktgegebenheiten und Trends in die Betrachtung mit einfließen zu lassen, zwingen die Einrichtungen vor Ort nicht selten dazu, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, um nur ja nicht im Fokus der jeweiligen Regionaldirektionen zu stehen und sich für Zielverfehlungen rechtfertigen zu müssen. Wenn gar nichts hilft flüchtet man sich in Aktionismus, da werden Sonderteams gegründet, die tatsächlich eine paradiesische Kundenanzahl pro Mitarbeiter zu betreuen haben (100 – 170). Wohlgemerkt, diese Kunden gehören dann alle zur Gruppe der „integrationsnahen Kunden“, das heißt man prognostiziert, dass diese aufgrund fehlender oder nur geringfügiger Vermittlungshemmnisse innerhalb der kommenden 12 Monate problemlos integriert werden können. Die Schattenseite: der restliche Kundenstamm mit teilweise multiplen Problemlagen und diversen Handlungsbedarfen wird auf Mitarbeiter verteilt, die dann pro Kopf teilweise bis zu 700 Kunden zu betreuen haben, das heißt, Langzeitbezieher in schwierigen Lebenssituationen werden ganz bewusst abgeschoben. Sind sie nicht in angemessener Zeit auf den 1. Arbeitsmarkt unterzubringen, stören sie auch nur bei der Zielerreichung. Die Mitarbeiter verbringen aufgrund der Controllingfixierung ihres Arbeitgebers mehr Zeit damit, Exceltabellen auszufüllen, Kunden fragwürdigen Maßnahmen zuzuführen oder inhaltsleere Eingliederungsvereinbarungen abzuschließen, als sich den individuellen Kundenanliegen intensiv widmen zu können.

Bislang hat sich mir die BA nicht als eine „lernende Organisation“ vorgestellt, wenn man daraus zu schlussfolgern hat, dass sie die Rahmenbedingungen für die Vermittlungsarbeit ihrer Beschäftigten verbessert und an die gesellschaftlichen Erfordernisse anpasst. Statt auf das Wissen und die Erfahrungen ihrer Belegschaft zurückzugreifen, kauft die BA Beratungsleistungen bei externen Agenturen für Millionenbeträge ein, um nicht selten völlig an den eigentlichen Notwendigkeiten vorbei „Zukunftsprogramme“ zu etablieren, deren Segnungen wie stets auf sich warten lassen, in teuren Hochglanzbroschüren allerdings als modern und wegweisend, nachhaltig und intelligent dargestellt werden. Auch diese werden selbstverständlich vom Controlling begleitet und – oh Wunder – stellen sich nach statistischer Auswertung beispielsweise nach Befragung eines Testpanels selbstverständlich als Erfolgsmodell dar…

Der Prüfbericht des Rechnungshofes deckt sich zu 100% mit meinen langjährigen Erfahrungen in verschiedenen Jobcentern! Leider, so meine resignierende Prognose, wird sich das System erst dann verändern, wenn der solidargemeinschaftsverwerfende Geist der Agenda 2010 aus den Köpfen der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft verschwindet. Darüber hinaus kann man der BA-Geschäftsführung nur wünschen, sie möge endlich aus ihrem lächerlichen (geradezu mitleiderweckenden) Traum, einen modernen Dienstleistungskonzern für den Arbeitsmarkt zu führen, aufwachen, und ihr Selbstverständnis wieder mit der Realität abgleichen. Fundament ihres gesellschaftlichen Auftrages sind zunächst die Sozialgesetzbücher…

Quelle: Hinweise des Tages*|*NachDenkSeiten – Die kritische Website


Auch an dieser Wortmeldung sieht man deutlich, wie zersetzend das betriebswirtschaftlich aufgehängte System von McKinsey & Co mit Credits und ständigem Controlling in einer Behörde wirkt, die in erster Linie darauf zu achten hat, nach Recht und Gesetz zu handeln.
 
Oben Unten