Ich meine ich bin meistens als Leistungsträger unterwegs und fülle die Staatskasse
Jeder Mensch in Deutschland ist Steuerzahler - jedesmal, wenn er/sie tankt, im Supermarkt bezahlt, zum Friseur geht (... bitte weitere beliebige Beispiele einfügen).
Es gibt natürlich jede Menge Ausnahmen, die sich davor drücken oder zu drücken versuchen (... bitte hier beliebige Beispiele anfügen)
Wie sich mein Verhalten dann weiter entwickelt, hängt natürlich von der Gegenseite ab, hat aber immer noch nichts mit Geld zu tun.
Sehe ich genauso.
Auch ich wurde schon einmal soweit getrieben, dass ich die Contenance verlor. Ich war damals psychisch derart angeschlagen, dass ich meine Behördenangelegenheiten in die Hand eines rechtlichen Betreuers gelegt habe. Als der justament im Urlaub war und eine dringende Angelegenheit geklärt werden musste, musste ich das leider persönlich erledigen. Gottseidank hatte ich meine Sozialbetreuerin dabei. Und dennoch hat die pampige .... (bitte ein beliebiges Schimpfwort der Wahl einfügen) mich soweit gebracht, dass ich wie eine V8 vom Stuhl hochschoss und das gesamte Großraumbüro an meiner Meinung über ihre charakterlichen Mängel teilhaben ließ. Daraufhin wurde ich von Igor und Wladimir (oder waren es freundliche Mitglieder der Hells Angels???) auf das netteste gebeten, die Räumlichkeiten zu verlassen. Meine Sozialbetreuerin hat das dann für mich geklärt.
Diese ... Menschen??? lernen zwar, wie man demütigt, unterdrückt und provoziert, aber sie haben nicht den Hauch von Kenntnis darüber, was es bei ihrem Gegner ... ähm ... KUNDEN auslöst.
Im Nachhinein, wenn ich solche Situationen rational für mich analysieren kann, frage ich mich oft, wie die ihre Arbeit in ihren Alltag integrieren. Sitzen sie abends mit ihrer Familie am Essenstisch und erzählen, was sie (sich) auf Arbeit geleistet haben?
Es gibt doch in Schulen so Projekte, wo die Eltern von ihrer Arbeit erzählen.
Maurer - baue ein Haus, in dem viele Familien glücklich leben können.
Jobcenter-SB - ich habe gestern einem Aufstocker eine Kostensenkungsaufforderung geschickt, weil die Miete nach einer Mieterhöhung um 2,50 Euro zu hoch ist.
Feuerwehrmann/frau - ich habe gestern ein Feuer gelöscht.
Jobcenter-SB - ich habe einen meiner Kunden sanktioniert. Der konnte dann den Strom nicht mehr bezahlen und hat mit Kerzen geleuchtet. Eine ist umgefallen und hat einen Brand verursacht.
Polizist/in - ich habe gestern einen Dieb verhaftet.
Jobcenter-SB - ich habe widerrechtlich einem Menschen sein Existenzminimum gekürzt/gestrichen, woraufhin er vor Hunger ein Brötchen geklaut hat.
Kita-Erzieherin - ich habe gestern mit den Kindern gebastelt, gemalt, gelernt.
Jobcenter-SB - ich habe eine alleinerziehende Mutter in eine sinnlose "Maßnahme" zwangseingewiesen. Jetzt muss sie von 8 - 16.00 Uhr vorm Computer sitzen und dieselben Stellenangebote immer und immer wieder raussuchen.
Arzt - ich habe gestern ein Menschenleben gerettet.
Jobcenter-SB - ich habe einen meiner Kunden auf 100 % sanktioniert, woraufhin er nicht mehr krankenversichert war und sich keine Medikamente mehr kaufen konnte.
So in etwa stelle ich mir das vor.
Und zu der Meinung (die hier oft vertreten wird), dass Gewalt unter gar keinen Umständen akzeptabel ist.
Jedes Lebewesen, dass in lebensbedrohliche Situationen gerät hat zwei Möglichkeiten:
Angriff
Flucht
Wenn ihm die Flucht verbaut wird, wird es angreifen, um sich zu retten. Und die Situationen, die vom Jobcenter geschaffen werden, sind ausweglos. Wir haben nicht die Möglichkeit uns für die Flucht zu entscheiden. Wir können nicht aus dem System ausbrechen. Wir können versuchen damit klar zu kommen. Aber oft genug kommt es dennoch zu Situationen, die uns das Letzte abverlangen. Ich rede nicht mal von den verstecken (und oft genug gar nicht so versteckten) Demütigungen und Provokationen.
Ich bin seit 2005 im HartzIV-Bezug gewesen. Alleine schon die Weiterbewilligungen. Sollte an und für sich kein Problem sein. Bei mir hat sich über die Jahre kaum was verändert. Und trotzdem gab es fast immer Probleme.
Mal hatte ich Geld auf dem Konto, aber keinen neuen Bewilligungsbescheid.
Mal hatte ich den Bewilligungsbescheid, aber kein Geld.
Mal fehlte beides.
Wahre Geschichte: Auf den Weiterbewilligungsantrag geschah - NICHTS. Kein Geld - kein neuer Bescheid. Also zum Jobcenter hingestiefelt. Damals war noch Papierakte. Madamchen schlägt den Ordner auf - und obendrauf liegt UNGEÖFFNET der Brief mit meinem Weiterbewilligungsantrag. Kein Kommentar, keine Erklärung - NICHTS.
Es sind doch keine rationalen Entscheidungen, die in solchen Situationen von den Menschen getroffen werden. Sie werden soweit getrieben, dass jegliches rationale Denken und vernünftige Handeln ausgeschaltet werden.
Ich selbst habe meistens mit innerlichem Rückzug reagiert, wenn ich in eine solche Situation geriet. Und ich vermute mal, das ist bei den meisten anderen auch so, sonst würden wir tagtäglich von solchen Vorfällen hören, lesen, sehen.
Es sind die Ausnahmen - Menschen die bis ans Äußerste getrieben wurden. Und ich finde es absolut daneben, sich ein Urteil anmaßen zu dürfen, wenn man nicht selbst in dieser Situation war.
Ich bin auch der Meinung, dass Gewalt keine Lösung ist. Wenn da jemand irgendeinen Schreibtisch umkippt, dann löst das natürlich nicht seine Probleme. Es ist eine Kurzschlussreaktion geboren aus Wut, Verzweiflung und Ohnmacht. Ich weiß wovon ich rede, denn genauso habe ich mich die meiste Zeit in meiner "Hartz-IV-Karriere" gefühlt. Nur gehöre ich zu den Menschen, die ihre Wut nicht außen tragen - oder nur in absoluten Ausnahmesituationen s. o.
Wenn ich auch keine Gewalt als legitimes Mittel propagiere, so habe ich dennoch menschliches Verständnis dafür, wie jemand zu solchem Handeln getrieben werden kann.
Und wenn Gewalt nicht akzeptabel ist - sollte das dann nicht für ALLE Beteiligten gelten? Auch psychische Gewalt ist Gewalt - und in meinen Augen wesentlich verheerender.